Oberhausen. Der Millionenbetrug mit über 3000 Mobiltelefonen und den damit verbundenen Datenverträgen bei der Stadttochter Oberhausener Gebäudemanagement (OGM) hat im Rathaus zu heftigen Diskussionen, aber auch zu wilden Gerüchten geführt.

Der Millionenbetrug mit über 3000 Mobiltelefonen und den damit verbundenen Datenverträgen bei der Stadttochter Oberhausener Gebäudemanagement (OGM) hat im Rathaus zu heftigen Diskussionen, aber auch zu wilden Gerüchten geführt. Sicher scheint, dass mindestens zwei Mitarbeiter der OGM über Jahre ungestört bei der Telekom wegen der Vertragsbindung stark im Preis reduzierte Handys eingekauft und weiter günstig verscherbelt haben.

Weil die Staatsanwaltschaft allen Behörden und Beteiligten jedoch einen Maulkorb verhängt hat, angeblich um die Ermittlungen nicht zu gefährden, waberten nach dem Samstag-Bericht der WAZ mit vielen Details, recherchiert aus mehreren Quellen, immer abenteuerlichere Behauptungen durch die Flure.

Organisationsversagen zugegeben

Steckt ein ganzes Netzwerk, eine Bande dahinter, die so geschickt vorging, dass der Betrug über drei Jahre nicht auffiel? Wurden noch andere Endgeräte über die OGM beschafft und zu Bargeld gemacht? Stecken Telekom-Leute mit OGM-Leuten unter einer Decke? Ging die Hälfte der sonst so teuren iPhones an städtische Bedienstete und Lokalpolitiker, die sich privat über günstige, prestigeträchtige Smartphones freuten? „Was kommt da noch raus, war da noch mehr?“, fragten Rathaus-Mitarbeiter.

Schmidt muss die Verantwortung tragen

Die Linksfraktion nutzte bereits die Gunst der Stunde und sieht sich in ihrer alten Forderung bestätigt, die OGM wieder ins Rathaus zurück zu gliedern.

Yusuf Karacelik, Fraktionsvorsitzender: „Es ist skandalös, dass der Betrug nicht durch das Controlling der OGM aufgedeckt worden ist, sondern durch die Telekom. Man muss sich die Frage stellen, ob es sich nur um die Spitze des Eisberges handelt. Wir fordern, dass es personelle Konsequenzen gibt. Schmidt muss als Geschäftsführer der OGM Verantwortung tragen.“

Um diese Welle an teils perfiden Unterstellungen zu unterbinden, trat die Stadtspitze zur Flucht nach vorne an: Um 15 Uhr stand OGM-Chef Hartmut Schmidt allen Fraktionschefs Rede und Antwort. Dabei gab er nach Teilnehmerberichten auch ein Organisationsversagen zu. Bei der Telekom soll es ebenso eine massive Sicherheitslücke gegeben haben, der es den OGM-Bestellern einfach gemacht habe, tausende Handys zu ordern. Erste Konsequenzen beim Controlling sind gezogen: Schmidt zeichnet jede Bestellung nun selbst ab, eine Bestellung übers Online-Portal soll kontrollierter als bisher erfolgen.

Unklar, wo Handy sind

Kurios: Bisher ist noch völlig unklar, wo die Handys geblieben sind, wer sie also gekauft hat. So steht auch die Höhe des Schadens noch nicht exakt fest. Seit September 2011 wurden jedenfalls über die OGM über 3000 Handys verschiedener Fabrikate bestellt, die bei den subventionierten Gerätepreisen von 84 Cent in den Büchern nicht aufgefallen sein sollen. Wie viele davon Betrugshandys und wie viele Diensthandys waren, ist unklar, wobei die gesamte Stadtverwaltung aber keine Apple-Produkte verwendet. Alle Mitarbeiter mussten ihre Diensthandys melden – eine Inventur, um das Ausmaß des Betruges erkennen zu können.

„Das haben viele schon gemacht, weil sie die Ermittlungen unterstützen wollen“, erzählt Personalratschef André auf der Heiden. „Doch man war auch verwundert, dass eine solche Dimension nicht eher aufgefallen ist.“ Was die Rathausmitarbeiter auch stört: „Weil zwei Menschen Bockmist gemacht haben, steht die ganze Stadtverwaltung öffentlich schlecht da.“