Oberhausen. Ein Thema, 18 verschiedene Handschriften, eine Präsentation. Die Kreativen von KiR stellen in der Galerie und im Gdanska am Altmarkt aus.
An zwei verschiedenen Orten zeigen die Mitglieder der Kunstinitiative Ruhr ihre Jahresabschlusspräsentation „Alles nur geklaut“. Nach dem ersten Teil der Vernissage in der neuen Galerie KiR an der Elsässer Straße zogen die 18 beteiligten Kreativen, von Trommelrhythmen begleitet, gemeinsam mit den kunstinteressierten Gästen zum Gdanska am Altmarkt, wo weitere Arbeiten ausgestellt sind. Die Prozession fand trotz des Regens statt und war ein einmaliges Ereignis in der Kunstausstellungsgeschichte der Innenstadt.
Ein Thema, 18 verschiedene künstlerische Handschriften: „Mehr als 100 sehr unterschiedliche Arbeiten wurden eingereicht, das machte es nicht gerade einfach, sie ansprechend zu zeigen“, sagte die zweite KiR-Vorsitzende Hildegard Hugo. Was denn nun geklaut sei, der Stil, das Motiv oder gar ein ganzes Werk, das müsse der Betrachter nun selbst herausfinden, lud sie die Gäste zur „Spurensuche“ ein. Ein paar Anregungen dazu gab’s in der Ansprache von Wilfried Thürmer, der auf die Konzeption der Ausstellung einging: Kunstwerke zu zitieren, zu variieren, zu vervielfältigen, umzubauen und anders wieder zusammen zu setzen – das sei auch ein bisschen so etwas wie „ein Aufbegehren gegen die Konvention gewordene Bilderwelt“.
"Klauen" und in neue Zusammenhänge bringen
Respektlos und poppig bearbeitet Frank Gebauer augenzwinkernd die Mona Lisa in einem Triptychon, verpasst ihr einen Salvatore Dali-Bart, verpackt sie in Christo-Manier, verschnürt sie und deklariert das Ganze als Beutekunst, versandfertig mit Beipackzettel.
Kleinformatige Göttinnen zeigt Winfried Baar in Mischtechnik als 3-D-Grafiken, lässt sie jonglieren, Golf spielen, Einrad fahren, strippen. Eine Großgöttin, bunt und wohl geformt im Niki de Sant Phalle-Stil, blickt aus dem Galerie-Schaufenster. Eine schöne Aufforderung, hineinzuschauen und sich umzusehen. An Giacometti erinnert Dagmar Gärtner, an Picasso wagt sich Hilde Arlt-Kowski. Eine Kunstpostkarte mit Jan Vermeer van Delfts „Die Briefleserin“ aus dem Jahr 1662/63 formt Brigitte Scholz als Radierung um in „Die Lesende vor der Irak-Landkarte“. Edith Kreth-Finkeissen schwelgt in Gold, die Idee zum Bild „Hirngold“ „klaute“ sie einer Skizze, die sie im Wissenschaftsteil einer Zeitung entdeckte. Überhaupt ist „klauen“ und in neue Zusammenhänge bringen eine für sie typische Vorgehensweise.
„Ich muss noch einmal herkommen und mir alles in Ruhe ansehen“, sagte Besucherin Inge Dietz, überwältigt von der Ideenvielfalt. „Dieser Raum ist für Oberhausen eine wunderbare Bereicherung“, lobte sie die neue Galerie. Doch da rief schon Teil zwei der Vernissage. „Ihr seid willkommen im Gdanska“, begrüßte Maria Golebiewski dort Künstler und Kunstinteressierte im Gdanska. „Ein Toast auf die tolle Ausstellung!“