Oberhausen. . Ratsherr Saadettin Tüzün, der für die Union im Integrationsrat sitzt, will dieses Gremium aufwerten. Er will mehr Dialog und mehr Ernsthaftigkeit.

Die CDU will sich für Eingewanderte und Menschen mit Migrationshintergrund öffnen. Das verkündet Saadettin Tüzün, der für die Christdemokraten im Stadtrat sitzt und sie im Integrationsrat vertritt. Dieses Gremium kritisiert er heftig: „Die Diskussion ist eingeschlafen. Es gibt nur einige wenige Leute, die bestimmen, was berichtet wird.“ Tüzün will das mit „einer wahren Opposition“ ändern: „Ich möchte, dass der Integrationsrat als politisches Gremium wahrgenommen wird.“

Enttäuschte SPD-Wähler

„Die CDU ist im Wandel“, sagt Saadettin Tüzün und zitiert Bundeskanzlerin Angela Merkel, die schließlich mehr als einmal gesagt habe, dass der Islam auch zu Deutschland gehöre. Auch Veranstaltungen wie Islamkonferenz und Integrationsgipfel könne sich die Union auf ihre Fahnen schreiben. „Wir haben deutlich gemacht, dass Deutsche und Zugewanderte die gleichen Werte teilen: Familie und Tradition.“

Der demografische Wandel zeige: „Menschen mit Zuwanderungsgeschichte sind eine wichtige und ernstzunehmende Wählerschaft.“ Bisher seien diese jedoch eher bei den Sozialdemokraten verortet gewesen. Das habe sich in den letzten Jahren gewandelt. „Die Leute sagen mir, die SPD ist nicht mehr die Partei der Migranten. Sie sind enttäuscht. Ich habe sogar einige abwerben können.“

Diplom-Ingenieur und Betriebswirt

Tüzün, der vor 42 Jahren in Oberhausen geboren wurde und bis heute hier lebt, war bisher nur auf Landesebene politisch aktiv. Der Diplom-Ingenieur und Betriebswirt ist stellvertretender Vorsitzender des Landesnetzwerks Integration der NRW-CDU. In Oberhausen will der Deutsch-Türke für seine Partei den Zugang zu den Bürgern mit Migrationshintergrund schaffen – und Themen setzen, denn Tüzün sieht Handlungsbedarf: „In anderen Städten gibt es interkulturelle Wochen. Bei uns vermisse ich das.“

Die Brüder Tüzün

In der vergangenen Legislaturperiode saß ebenfalls ein Herr Tüzün im Integrationsrat: Sabahattin Tüzün, der eineiige Zwillingsbruder von Saadettin Tüzün.

Allerdings war dieser Vertreter der SPD-nahen Internationalen Liste und auch aktives Parteimitglied der Sozialdemokraten. Als Saadettin Tüzün sein Amt bei der CDU antrat, gab es witzige Verwechslungen: „Einige sagten: Toll, dass du jetzt bei uns bist!“

Insgesamt wünsche er sich mehr Dialog, mehr Gespräche über Gemeinsamkeiten. Die Parteikollegen hätten sich bereits offen gezeigt bei Vorschlägen für gemeinsame Moscheebesuche. „Ich werbe dafür, dass beide Kulturen erhalten bleiben“, macht Tüzün seine Einstellung deutlich. „Ich will, dass meine Kinder türkisch sprechen, aber auch gutes Deutsch.“

Menschen mit Zuwanderungsgeschichte identifizierten sich stark mit diesem Land. Deshalb sollten sie auch überall ihren Platz finden, „nicht nur klischeemäßig in Bereichen wie der RAA, sondern auch als Mitarbeiter in der Verwaltung.“ Weshalb auch Tüzün darauf bestanden habe, als Finanzexperte nicht nur im Integrationsrat, sondern auch im Finanzausschuss zu sitzen.

Im Integrationsrat fühle er sich als CDU-Vertreter zurückgesetzt, sagt Tüzün. Die SPD gebe den Ton an. Zudem entferne sich das Gremium immer mehr von den Bürgern. „Man sagt immer, die haben eh nix zu entscheiden“, sagt Tüzün. Aber schließlich gebe es ein Budget für diese Einrichtung. Und in Zeiten leerer Kassen müsse sich jeder hinterfragen lassen.