Oberhausen. . Viele ausländische Berufsabschlüsse werden nicht anerkannt. Die hiesige Arbeiterwohlfahrt kritisiert, dass das Verfahren zu kompliziert und undurchsichtig ist. Die IHK zu Essen zieht hingegen eine positive Bilanz, sieht aber noch Handlungsbedarf

Sie arbeiteten in ihrer Heimat als Ärzte, Pädagogen oder Ingenieure – haben dort ihr bisheriges Leben hinter sich gelassen, um in Oberhausen ein neues, sicheres zu beginnen. Doch hier angekommen, reparieren sie Heizungen oder fahren Taxi, wenn es gut läuft. Andere finden trotz bester Zeugnisse gar keine Arbeit. Denn allzu oft wird ihr Berufsabschluss aus dem Ausland nicht anerkannt: „Das Verfahren dauert einfach viel zu lange – wirklich gut ausgebildete Fachkräfte gehen uns so verloren. Da muss sich dringend etwas ändern“, schlägt Heike Beier, Migrationsbegleiterin der Arbeiterwohlfahrt Oberhausen (AWO), Alarm.

Unterschiedliche Abläufe

Sie hilft Migranten aus afrikanischen Ländern, Syrien, der Türkei oder anderen EU-Staaten hier Fuß zu fassen und kennt die Probleme der Neuankömmlinge: „Viele sind voller Hoffnung, wollen sich hier beruflich weiterentwickeln. Doch ihre Abschlüsse werden einfach nicht anerkannt.“ Die Gründe dafür kennt Beier nur zu gut: „Die Abläufe im Studium oder in der Ausbildung unterscheiden sich zu stark, es gibt kaum inhaltlich gemeinsame Punkte.“ Zudem beklagt die Migrationsbegleiterin das undurchsichtige und komplizierte Verfahren: „Wenn der Antrag abgelehnt wird, gibt es beispielsweise keine Informationen zu den Gründen – man muss jedes Mal hinterher telefonieren. Ohne einen Fachberater sind viele schnell aufgeschmissen.“

Endstation für die gut ausgebildeten Migranten ist häufig die Arbeitslosigkeit. Beier erzählt von einer 34-jährigen Kolumbianerin, die in ihrer Heimat Wirtschaftswissenschaften studierte und als Unternehmensberaterin arbeitete – ihr Antrag wurde nach knapp vier Monaten abgelehnt. „Ein Geburtshelfer aus einem afrikanischen Land, der eine Ausbildung nachweisen kann und drei Jahre in einem Krankenhaus beschäftigt war – ebenfalls abgelehnt.“

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Heinz-Jürgen Guß, stellvertretender Geschäftsführer der IHK zu Essen, die auch für Oberhausen zuständig ist, zieht hingegen eine positive Bilanz zur Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse: „Die Zahl der Beratungen ist kontinuierlich gestiegen, auf aktuell 114. Davon wurden bereits 39 Anträge gestellt.“ Die meisten Personen kamen aus Polen, Russland und der Türkei – das Spektrum reiche von China bis Ecuador. „Erfreulicherweise suchen schon viele kurz nach der Ankunft eine Beratungsstelle auf, um einen Job zu finden“, so Guß. Gefragt seien besonders kaufmännische Berufe, die Metall- und Elektroindustrie sowie das Hotel- und Gaststättengewerbe. Trotzdem sieht der Geschäftsführer noch Handlungsbedarf: „Das Verfahren muss noch mehr bekannt gemacht werden. Dazu wollen wir enger mit den Beratungsstellen zusammenarbeiten.“