Oberhausen. . Matthias Reim hat den Erfolg seines Comebacks erstaunlich lange konserviert. 3000 Fans singen in der Oberhausener König-Pilsener-Arena „Verdammt, ich lieb’ dich“. Es ist keine verbitterte Abrechnung mit Unsäglichkeiten, sondern eine Hommage an die Lebenslust. Doch die Dramaturgie hat Schwächen.
Wenn Matthias Reim erzählt, möchte man zwangsläufig zur Kopfschmerztablette greifen: Verflossene Lieben, durchzechte Nächte, Eifersucht und Flugzeuge im Bauch. Tieftraurig, himmelhochjauchzend: Der 57-Jährige singt vom Leben, so auch am Samstag in der mit 3000 Fans stark verkleinerten König-Pilsener-Arena.
Zurück an die Spitze
„Wer nie durch Scherben ging, hat nie gelebt“, sagt der Sänger, der 1990 mit „Verdammt, ich lieb’ dich“ einen der deutschen Ohrwürmer des Jahrzehnts sang, bei der Wahl zum Bravo-Otto vor David Hasselhoff landete und als Poster in den Jugendzimmern mit US-Promis konkurrierte. Ganz oben, so hoch.
Doch vom Thron des Musikgeschäfts stürzte Reim tief: Finanzielle Pleite, Beziehungs-Aus und Konzerte mit gerade einmal einer Handvoll Fans. Ganz unten, so tief.
Am Samstag plaudert er zwischen seinen Stücken wenig. Matthias Reim erzählt trotzdem in vielen Songs seine Geschichte weiter. Wenn er singt „Du bist mein Glück, groß wie ein Planet“ wissen alle, was er sagen will. Das gesamte Konzert wirkt wie ein abendlicher Thekenplausch. Keine verbitterte Abrechnung mit Unsäglichkeiten, sondern es ist eine Hommage an die Lebenslust.
Reim startet vor vier Jahren mit dem Album „Sieben Leben“ ein Comeback, das Fachleute dem Abgeschriebenen nicht zutrauten. Platz fünf in den Charts. 2013 ging es mit „Unendlich“ wieder zurück an die Spitze. 23 Jahre nach der ersten Gold-CD. Matthias Reim, der Unkaputtbare.
Matthias Reim in der Arena Oberhausen
Der Sänger aus dem hessischen Korbach hat seinen Comeback-Zuspruch erstaunlich lange konserviert. Die treusten der treuen Fans jubeln ihm immer noch in der ersten Reihe zu. Sie haben ihn nie vergessen – und er sie auch nicht.
Mehrköpfige Band, brachiale Gitarren-Soli, drei kernige männliche Hintergrundsänger und eine äußerst attraktive Geigerin auf hochhackigen Schuhen. Ein Stück Macho hat sich Reim bewahrt.
Authentisches Finale
Das zweistündige Konzert zieht nach knapper Pause ordentlich an. Ein (durchaus gutes) Akustik-Set kurz vor Schluss bremst aber die Stimmung aus. Die Unplugged-Klänge sind unglücklich platziert. Alle wollen zu diesem Zeitpunkt feiern. Die Dramaturgie stimmt nicht. Doch das Finale reißt es raus: „Verdammt, ich lieb dich!“ Das klingt bei Reim so authentisch wie der erste Song des Konzerts: „Ich hab mich so auf dich gefreut!“