Mülheim. Nach dem Lkw-Unfall auf der Mülheimer A40 sichern Ermittler der Polizei Düsseldorf nun Spuren. Derweil staut es sich massiv auf Styrumer Straßen.
Nach dem Tanklaster-Unglück auf der Mülheimer A40 steht fest: Pendler auf Schiene und Straße werden die Folgen dieses katastrophalen Unfalls noch über Monate ertragen müssen. Die mittlere der fünf Eisenbahnbrücken ist so stark beschädigt, dass sie abgerissen und komplett erneuert werden muss. Damit bleibt die Hauptstrecke der Eisenbahn durch das Ruhrgebiet nun weiterhin gesperrt. Am Montag beginnen die Abrissarbeiten. Eine Anwohnerin klagt unterdessen über Gaffer an der Unfallstelle.
Auch interessant
Derweil läuft „die Schadensermittlung an den vor weiteren Eisenbahnbrücken auf Hochtouren“, teilt ein Bahnsprecher mit. Beschädigt hat die große Hitze des Lkw-Brandes auch die Fußgängerbrücke, welche direkt neben der stark befahrenen Bahnstrecke in Styrum die Hof- mit der Hohe Straße verbindet. Diese ist jedoch nicht einsturzgefährdet. Das Urteil der Statiker für die anderen beschädigten Brücken wird etwa in einem Monat erwartet. Auch die Schadenshöhe wird bis dahin ermittelt.
Tanklaster-Fahrer ist Deutscher und wohnt in Essen
Autobahn bleibt noch mindestens zwei Wochen dicht
Deutsche Bahn und Straßen NRW koordinieren die Arbeiten rund um die Unfallstelle, um die Autobahn möglichst schnell wieder zu öffnen. „Dies wird mindestens noch zwei bis drei Wochen dauern,“, sagt Joachim von Bebber von der Autobahnmeisterei Krefeld.
Die Bahn verhandelt aktuell mit Busunternehmen, um den Schienenersatzverkehr in den nächsten Wochen fortzusetzen. Klar ist das aber noch nicht - „eine Entscheidung darüber wird erst am Wochenende fallen“, sagt Tanja Püttmann von der Deutschen Bahn.
Die Ermittler aus dem Verkehrskommissariat im Polizeipräsidium Düsseldorf haben derweil ihre Arbeit an der Unglücksstelle aufgenommen. Trägt der Lkw-Fahrer die alleinige Schuld an diesem Unglück? Wie konnte der Tanklaster überhaupt in Brand geraten? War die Ladung möglicherweise nicht korrekt gesichert? All diese Fragen gilt es nun für die Beamten zu klären. „Wir ermitteln wie bei jedem Verkehrsunfall, sichern Spuren, befragen Zeugen“, erklärt Kim Ben Freigang, Sprecher der Polizei Düsseldorf.
Auch interessant
Der mutmaßliche Unfallverursacher, der genau wie der schwer verletzte Pkw-Fahrer im Krankenhaus behandelt werden musste, wird von den Beamten befragt. Der 41-jährige Tanklasterfahrer wohne in Essen und habe die deutsche Staatsangehörigkeit, so Freigang. Nach einem ersten Vortest bestehe der „Verdacht auf Alkoholisierung“.
Anwohnerin kommt mit dem Schrecken davon
Brigitte Kress wohnt direkt neben der A 40, wo am Donnerstag ein Tanklastwagen verunglückte und in Flammen aufging. „Der schwarze Rauch hat hier fast alles vernebelt. Die fliegenden Funken haben sich in Dach und Fenster eingebrannt. Zum Glück haben die trockenen Kiefern kein Feuer gefangen. Das hätte viel schlimmer kommen können“, sagt die Anwohnerin.
Die Styrumer Anlieger beiderseits der Autobahn sind mit dem Schrecken davongekommen. „Aber der Katastrophentourismus ist schrecklich“, berichtet Brigitte Kress. Unsere Wohnstraßen werden rücksichtlos zugeparkt. Die Leute lassen sich Pizzen zu ihren Autos liefern und werfen die leeren Kartons in unsere Vorgärten. „Nachbarn haben voller Verzweiflung die Polizei gerufen, die unsere Straße dann geräumt hat.“
Anwohner haben nun Hoffnung auf neue Lärmschutzwand
Am Freitagnachmittag waren die ersten Versicherungsgutachter bei den Autobahnanliegern, um die Schäden zu sichten, die fliegende Funken und Löschschaum hinterlassen haben. „Die Polster der Gartenstühle sind hin. Sie sind von einem schwarzen, öligen Film überzogen“, beschreibt Brigitte Kress.
Auf einen Umweg über die Brücke der Friesenstraße müssen sich die Styrumer jetzt einstellen. Der kurze Weg über die Fußgängerbrücke bleibt lange gesperrt. „Mit der neuen Brücke wird es dann später hoffentlich eine durchgehende Lärmschutzwand geben. Die war bisher nicht machbar“, blickt Brigitte Kress in die Zukunft.
Auch interessant
Ruhe im Quartier, Stau auf den Straßen der Stadt
Zur Zeit herrscht eine idyllische Ruhe im Quartier. Weder Autolärm von der Schnellstraße noch das Rattern der Züge auf der Bahnstrecke dringt in die Gärten. Dafür kommen demnächst die Baumaschinen. „Die Ruhe währt nur kurz, tut aber gut“, sagt Kress. „Aber solch einen schlimmen Unfall braucht die Welt nicht.“
Weniger ruhig geht es auf den Haupt- und Nebenstraßen in Styrum zu, der Verkehr wälzt sich nun aufgrund der Autobahnsperrung auf Schleichwegen durch die Stadt. Ein Busfahrer berichtet gar von einer halben Stunde, die er am Freitagmittag von der Thyssenbrücke bis zum Styrumer Bahnhof brauchte. In den kommenden Monaten werden Pendler wohl noch viel Geduld haben müssen.