Mülheim. Ein Salafist aus Mülheim soll eine schwere staatsgefährdende Gewalttat vorbereitet haben. Die Polizei nahm den Syrien-Heimkehrer nun nach der Durchsuchung seiner Wohnung in Mülheim-Dümpten fest. Schon im März hatte der junge Mann für Schlagzeilen gesorgt: mit seinem Schulverweis.

Die Schlagzeilen, die Nezet S. zu Jahresbeginn mit seinem Schulverweis vom Saarner Berufskolleg an der Lehnerstraße gemacht hatte, sind angesichts der neuesten Verdächtigungen doch relativ harmlos: Im März wegen ausufernder Religionsausübung der Schule verwiesen, wird gegen den 21-jährigen Dümptener nun wegen des Verdachts der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat ermittelt.

Er surfte während des Unterrichts im Internet auf Seiten mit salafistischer Propaganda, drängte Mitschüler zum Koran, erschien barfuß und mit dem Gebetsteppich unterm Arm zum Sportunterricht und rief letztlich nach einer zwischenzeitlichen Suspendierung von der Schule zum öffentliche Protestgebet an der Lehnerstraße auf: Seinerzeit Grund genug, Nezet S. wegen exzessiver Religionsausübung während der Unterrichtszeiten von der Schule zu verweisen.

Ein starkes Sendungsbewusstsein

An der Lehnerstraße hatte der in Deutschland geborene junge Mann mit albanischen Eltern den letzten Versuch unternommen, seine Schullaufbahn zu einem guten Ende zu führen. An allen drei Zweigen der Mülheimer Berufskollegs hat sich Nezet S. nach WAZ-Informationen versucht, überall ist er gescheitert. „Er war ein Junge, der nichts zustandegebracht hat“, erinnert sich einer, der während der Schulzeit mit dem Dümptener zu tun hatte. Zur Fachoberschulreife im kaufmännischen Ausbildungsgang brachte Nezet S. es auch nicht.

Facebook-Aktivität war Anlass zur Hausdurchsuchung

Nach der Rückkehr von einer mehrwöchigen Syrien-Reise, bei der Nezet S. Kontakt zur Terrormiliz IS hatte, ist er verstärkt ins Visier der Ermittler geraten.

Wie ein Polizeisprecher erklärte, hatte Nezet S. auf seiner Seite im sozialen Netzwerk Facebook Videos hochgeladen, die zum Heiligen Krieg aufrufen und in seinem Profil eine IS-Flagge „gehisst“.

Er schien schon kurz nach seinem Start in Saarn anderes im Kopf zu haben. „Er hat früh angefangen, in der Klasse zu agitieren, um Mitstreiter zu finden. Er hatte ein sehr starkes Sendungsbewusstsein“, heißt es. Nezet S. habe für sich gar keine bürgerlichen Ziele (Beruf, Familie, gesellschaftliche Integration) verfolgt, „er wollte nur noch für den Islam und seine Botschaft leben.“

Mit seinen Eltern lag Nezet S. über Kreuz

Mit seinen Eltern soll Nezet S. über Kreuz gelegen haben. Er habe aus seiner Überzeugung heraus nicht akzeptieren wollen, dass sie nicht regelmäßig beteten und auch mal Alkohol tranken. Die Eltern, so ist aus dem Schulumfeld zu hören, seien „kreuzunglücklich über die Entwicklung ihres Sohnes“ gewesen. Sie seien aber wie die Verbindungslehrer der Schule und später der Staatsschutz mit Hilfsangeboten bei dem Jungen abgeprallt.

Während seiner Zeit am Berufskolleg soll Nezet S. in seiner Erscheinung noch „ganz unauffällig“ gewesen sein, in Gesprächen „immer sehr freundlich, gar liebenswürdig“. Nach dem Schulverweis gelangten mitunter aktuelle Fotos von ihm zur Schule, offenbar hatte er sie dort einigen wenigen Kontaktpersonen gesendet. Die Bilder zeigten den muskulösen Mann mit Bart und in islamischem Gewand.

An der Schule hält sich die Überraschung über Nezets Festnahme in Grenzen: „Eigentlich hatten wir so was schon erwartet.“