Mülheim. Mülheims Berge sind zwar verhältnismäßig klein, aber wer im Alter noch auf zwei Rädern hochkommen will, der kann Unterstütung gebrauchen. Verkehrswacht und RWE hatten am Wochenende Senioren zum Schnuppertraining mit dem E-Bike eingeladen.
Zwei Mal hintereinander stoppen, dann ein Schlenker im engen Kreis, anschließend Schlangenlinie fahren – „ohne Alkohol kaum zu schaffen“, scherzt eine ältere Frau, die auf dem Parcours der Mülheimer Verkehrswacht ein wenig mit ihrem Fahrrad ringen muss. Kein Wunder, denn ihr Drahtesel ist ein E-Bike, und das hat quasi eingebauten Rückenwind.
Gut 75 Senioren trainieren an diesem Samstag auf dem Hof der Dekra unter Anleitung der Verkehrswacht und dem Sponsor RWE den Umgang mit dem elektrischen Zweirad. Es geht um Gleichgewicht, Geschick und auch um Kraft, denn gut und gerne 25 Km/h erreicht man mit dem E-Bike – ohne groß ins Schwitzen zu kommen. Dabei wiegt das Rad mit Akku das Vielfache seines Muskelkraft-Kollegen: „rund 25 Kilogramm“, erläutert Gunter Zimmermeyer, Vorstand der Mülheimer Verkehrswacht, die dieses Training zum Kennenlernen ins Leben gerufen hat.
Stromflitzer spielt seine Stärken aus
In kleinen Kurven kann es wegen des Gewichts durchaus mal ,eng’ werden, wie mancher Senior bei näherer Bekanntschaft mit dem Straßenbelag feststellen muss. Zum Glück trägt jeder einen Helm, und bis auf einen Schrecken bleibt von Stürzen nichts zurück. Also schnell wieder aufgesattelt, denn dafür spielt der Stromflitzer auf jedem Berg seine Stärken aus: „Wir waren mit unseren Rädern auf Tour durch Bayern“, erzählt Gerhard von Treeck, seitdem ist der Mülheimer nach eigenem Bekunden „heiß auf E-Bikes“.
Hoher Spaßfaktor beim E-Biken
Auch Dietmar Prell (74), Mitglied im Mülheimer Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC), sieht einen hohen Spaßfaktor beim E-Biken durch die flachen Niederlande: „Wir radeln dort gut 120 Kilometer.“ Elektrisch ginge es auch dann, wenn Gesundheit und Kraft nicht so mitspielen. Für Christel Frank ist das ein Grund, warum sie das Kennenlern-Training mitmacht: Wenn ihr Mann mit seiner Radgruppe unterwegs ist, will sie mithalten können. Das ist bei den geübten Radlern aber nicht so einfach: „Die Männer meckern manchmal, dass ich zu langsam bin“, verrät sie.
Einiges hat sich bei der Technik der E-Bikes getan, berichtet ein Mitarbeiter von RWE; Der Stromkonzern stellt die Trainingsräder zur Verfügung. Generell werden die Akkus in Sachen Leistung, Reichweite und Gewicht weiter verbessert. Bis zu 140 Kilometer kommen manche Modelle schon, in einer Stunde soll sich der Akku zudem am ganz normalen Hausstrom bis zu 80 Prozent aufgeladen haben. Der Antrieb ist bei einigen Varianten zudem in Mitte des Rades, bei den Pedalen gelandet. Das hat auch Vorteile für den Schwerpunkt. „Man sollte außerdem auf einen stabilen Rahmen achten“, rät der RWE-Mann, damit man bei den Geschwindigkeiten nicht ins Schlingern kommt. Der E-Bike-Trend ist auch in Mülheim ungebrochen, Gunter Zimmermeyer von der Verkehrswacht zieht für die Veranstaltung ein positives Resümee: „Es haben sich diesmal 75 Mülheimer angemeldet, das sind mehr noch als bei unserer ersten Aktion. Inzwischen holen wir zahlenmäßig sogar gegenüber der Großstadt Essen auf.“ Aufgrund des steigenden Interesses plant der Mann von der Verkehrswacht weitere Fortsetzungen (siehe Info-Kasten).