Kinder- und seniorenleicht sei die Bedienung der Packstationen, sagt die Post. Eine 71-jährige Mülheimerin fühlt sich dagegen überfordert.

Eine Paketbenachrichtigung der Post kann ratlos machen. Diese für sie gleichermaßen ärgerliche wie zeitraubende Erfahrung machte jetzt eine 71-jährige Mülheimerin, die von der Post zu einer Packstation bestellt wurde, um ihre Paketsendung abzuholen. Die Seniorin war überfordert . . .

„Packstation Am Hauptbahnhof 2” habe auf der Benachrichtigung gestanden, erzählt die Dame, als sie entrüstet in der WAZ-Redaktion vorstellig wird. Die 71-Jährige hatte sich nichts dabei gedacht, sie merkte nicht, dass Packstation nicht gleich Postschalter ist – und machte sich auf ihren gewohnten Weg zur Hauptpost. Dort, am Schalter, habe es äußerst unfreundlich geheißen: „Wie kommen Sie denn darauf, dass wir noch Pakete herausgeben.” Die Packstation sei gegenüber am Hauptbahnhof. „Ich habe rundum gesucht, gefragt, keiner wusste Bescheid”, berichtet die Mülheimerin von ihrer Suche nach dem Ort, wo ihr Paket denn liegen sollte.

Und noch mal zurück auf Start

Wieder zurück zur Post, noch eine Auskunft, wieder auf dem Weg: Da ist sie, die Packstation. „Ich hab' dann 30 Minuten vor dem Bildschirm gestanden, hab' alles Mögliche probiert, mir stand der Schweiß auf der Stirn”, sagt die 71-Jährige. Scannen sollte sie. Scannen? Was ist das? Wieder zur Post, diesmal kommt eine Mitarbeiterin mit, löst das Paket aus. „Alleine”, sagt die Seniorin, „wäre ich nie an mein Paket gekommen.” Was man den Älteren heutzutage alles abverlange . . .

Postsprecher: Probleme nicht bekannt

Bei der Post ist das Verständnis nicht groß. „Das ist nicht nur kinderleicht, sondern auch seniorenleicht”, sagt Sprecher Achim Gahr. Das habe er selbst bei verschiedenen Vorführungen an einigen der mittlerweile rund 2000 Automaten in Deutschland als Echo von Testpersonen mitgenommen. Der Bildschirm, der auf Berührung reagiert (sogenannter Touch-Screen), führe den Kunden auf einfachem Wege zu seiner Postsendung. Ein Video zeige gar, wie der Strichcode der Benachrichtigungskarte anzubringen ist, damit er von dem Scanner (Lesegerät) erfasst werde und sich die Automatentür öffne.

In Mülheim, so Gahr, gebe es mittlerweile sieben Packstationen, die den Vorteil brächten, 24 Stunden bereitzustehen. Für das System angemeldete Kunden können sich ihr Paket direkt zur Packstation schicken lassen, indem sie dem Absender (etwa bei einer Bestellung) den Standort des Automaten angeben. Mittlerweile liege es zudem „im Ermessen” der Paketboten fast aller Zustellbezirke Mülheims, ob sie eine Benachrichtigung für das Abholen in einer Postfiliale oder an einer Packstation ausstellen, wenn niemand zuhause ist. Wer will, könne die Karte dann aber noch mal an die Post senden und eine erneute Hauszustellung anfordern, so Gahr. Die 71-jährige Mülheimerin rät der Post, das Verfahren einer ihrer Konkurrenten nachzuahmen: Wenn niemand zuhause ist, das Paket gegen Quittung bei einem Nachbarn abgeben.