Mülheim. Menschen, die nicht in der Lage sind, ihren Tag zu gestalten, werden in der psychiatrischen Tagesstätte der Caritas-Sozialdienste betreut. Die Einrichtung gibt es seit inzwischen 20 Jahren – und seitdem blieb eines unverändert: Psychisch Kranke werden von der Gesellschaft oft ausgegrenzt.

Menschen, die nicht in der Lage sind, ihren Tag zu gestalten, werden in der psychiatrischen Tagesstätte der Caritas-Sozialdienste betreut. Dort erfahren sie, wie sie ihre Zeit strukturieren und sinnvoll verbringen, dass sie Talente haben und etwas schaffen können. Dies ist seit Gründung der Einrichtung im Jahr 1993 Grundlage der Arbeit. Seit 20 Jahren blieb dies gleich, ebenfalls unverändert sind die Vorurteile gegenüber psychisch Kranken.

Mit einem Tag der offenen Tür feierte die Tagesstätte für psychisch kranke und behinderte Menschen am heutigen Mittwoch ihr 20-jähriges Bestehen. Ins Katholische Stadthaus, in dessen erste Etage die Einrichtung vor fünf Jahren von der Dimbeck zog, lud das vierköpfige Team. 20 Klienten werden dort mindestens drei-, maximal fünfmal in der Woche von 8 bis 15.30 Uhr betreut. Gemeinschaft erleben sie dort und aktivierenden Alltag: Das gemeinsame Frühstück, das gemeinschaftliche Kochen und Mittagessen gehören dazu sowie verschiedene handwerkliche Angebote, die, so Ergotherapeutin Cornelia Peters, „die Ressourcen der Klienten abrufen“.

All dies erklärten Betreuer und Betroffene Interessierten beim Tag der offenen Tür, zeigten Aufenthaltsbereiche und Arbeitsräume und gaben einen Einblick in den Alltag. „Bevor Sie über uns reden, kommen Sie lieber mit uns ins Gespräch“, fasst der Leiter der Tagesstätte, Winfried Pasch, das Ziel des Tages zusammen. Denn er weiß, dass reichlich Gesprächsbedarf besteht.

Über Thema wird geschwiegen

Über psychische Erkrankungen wird auf allen Seiten lieber geschwiegen und deshalb, sagt Pasch, „ranken sich um psychisch behinderte Menschen wilde Fantasien“. In den Medien, sagt Cornelia Peters, kämen psychisch Kranke oft nur als Bedrohung vor. „Nicht alle sind Mörder“, drückt sie es demonstrativ plakativ aus.

Doch nicht nur die Gesellschaft schweigt über das Thema, auch Betroffene verheimlichen ihre Krankheit lieber – eben wegen dieses negativen Bildes. „Eine psychische Krankheit ist stark mit Scham besetzt. Man will nicht darüber reden, obwohl dies wichtig wäre“, betont Pasch. Denn nur wer offen damit umgehe, könne nachbarschaftliche Hilfe erhalten. Und damit ist er beim Thema „Inklusion“, bei dem wohl nur wenige an Menschen mit psychischen Störungen, mit Depressionen oder Psychosen denken. Auch das belegt für den Leiter der psychiatrischen Tagesstätte der Caritas-Sozialdienste, wie weit man noch von einer gesellschaftlichen Akzeptanz oder einem „halbwegs normalem Umgang“ entfernt ist.