Mülheim. Sie lieben ihren Beruf, auch wenn es vieles gibt, was sie täglich ärgert. Über 50 Jahre Berufserfahrung als Schwimmmeister bringen die Mülheimer Andreas Wildoer und Oliver Sander von SWiMH mit und beklagen, dass in den letzten Jahren der tägliche Ärger mit jugendlichen Badegästen zugenommen hat.
„Wenn ich in Rente gehe, schreibe ich ein Buch, das ist dicker als ‘Herr der Ringe’“, kündigt Andreas Wildoer an. Es wird die Erfahrungen aus einem langen Berufsleben als Schwimmmeister enthalten. Und es werden viele unschöne Dinge darin stehen. Es wird erzählen von Pöbeleien und Respektlosigkeiten gegenüber dem Bäderpersonal, von Bedrohungen, Angriffen und zerstochenen Reifen. Und davon, dass es schlimmer geworden ist.
„Es gibt Kinder und Jugendliche, die sich nicht an Regeln halten“, erzählt Andreas Wildoer, 22 Jahre Schwimmmeister und seit einigen Monaten Geschäftsführer von SWiMH, neuer Träger von drei Hallenbädern in Mülheim. „Die wollen ihre eigenen Regeln aufstellen“, ergänzt sein Kollege Oliver Sander, 30 Jahre Berufserfahrung auf dem Buckel. Vor allem um Sicherheit und Ordnung geht es den Schwimmmeistern, wenn sie die Badegäste ermahnen: nicht schubsen, nicht döppen, nicht vom Beckenrand springen, keine Klopperei!
Sie stoßen oft auf taube Ohren, wenn sie nicht sogar Beschimpfungen und Pöbeleien zur Antwort bekommen. Mangelnder Respekt und provozierendes Auftreten vor allem bei Jungs zwischen 14 und 18, sind das Hauptärgernis in Mülheim und anderswo. Als Sanktion drohen Rauswurf, manchmal auch Hausverbot. Gelegentlich wird die Polizei eingeschaltet, die die Störenfriede abholt.
Manchmal mit Bauchschmerzen zum Dienst
„Manchmal fährt man schon mit Bauchschmerzen zum Dienst“, erzählt Wildoer, ein Hüne von Mann, eine echte Kante. Erzeugt nicht schon die bloße Statur Respekt? „Das war vielleicht früher mal so“, meint er. Da dachte man auch noch, dass Bademeister ein Superleben haben, immer in der Sonne und viel nacktes Fleisch. „Da hätte man sich auch nicht vorstellen können, dass man mal von der Security zum Dienst begleitet wird“, sagt Sander. Die Nachbarstadt Essen macht gerade von sich reden, weil sie den Sicherheitsdienst im Grugabad verstärkt. Security gibt es aber auch im Friedrich-Wennmann-Bad in Mülheim (siehe Bericht unten).
Besonders schlimm sei es in den Freibädern und in den Freizeitbädern, urteilen auch die Beiden nach langer Erfahrung. Wenn die Sonne vom Himmel brennt und sich die Massen tummeln, kann leicht was außer Kontrolle geraten. Dazu gehören auch sexuelle Belästigungen, die gleichfalls zugenommen haben.
Die Schwimmmeister können ihre Augen nicht überall haben, sind in erster Linie für die Becken zuständig. Zumal viele Eltern offenbar glauben, „sie haben ihre Aufsichtspflicht mit dem Eintritt an Kasse abgegeben“. Sie lassen Dreijährige ohne Schwimmflügel unbeaufsichtigt durch die Gegend flitzen und halten das für normal.
Taschenkontrolle am Eingang
„Die Klientel wird immer schwieriger und wir sind personell nicht so gut besetzt, dass wir das leisten können“, bestätigt Martina Ellerwald, Leiterin des Mülheimer Sportservice (MSS), dass im Friedrich-Wennemann-Bad nun schon im zweiten Jahr gelegentlich ein Sicherheitsdienst zum Einsatz kommt. Nicht immer, aber an besonders heißen Tagen, wird eine Privatfirma gerufen, die schon am Kassenhäuschen die Badetaschen kontrolliert und Personal über die Wiesen schickt und manchmal die Polizei zu Hilfe ruft. „Unsere Schwimmmeister haben für die Sicherheit am Becken zu sorgen“, begründet die Amtsleiterin den Einsatz der Privatfirma.
Und deren Mitarbeiter können eine Menge zu tun bekommen, wie auch Andreas Wildoer und Oliver Sander noch wissen. Das geht los mit Einmalgrills, die mitgebracht und noch glühend und unbeaufsichtigt stehen gelassen werden, geht weiter mit Joints, die auf der Wiese gedreht und geraucht werden, endet bei Belästigungen und Schlägereien.