Mülheim. Beim Ferienangebot vom Familiennetzwerk Heißen und dem Alpenverein Sektion Mülheim geht es für die Kinder der Ganztagsgrundschule Filchnerstraße hoch hinaus: Sie lernen in der Kletterhalle Neoliet, wie sie sich mit den richtigen Knoten sichern und steile Wände bezwingen.
Vor dem Klettern kommt das Knoten. „Versucht mal, diesen hier nachzuknoten“, sagt Michael Cremer und verwandelt ein Seilende mit routinierten Bewegungen in eine Acht.
Zehn Kinder hocken auf dem Fußboden der Kletterhalle Neoliet und studieren eingehend den Achterknoten, den sie später brauchen werden, um ihre Klettergurte sicher mit dem Aufstiegsseil zu verbinden. Zögernd beginnen sie, ihre Übungsseile zu bearbeiten, formen Schlaufen und Schleifen und drehen und ziehen daran herum, bis Oskar es endlich als Erster schafft. Stolz präsentiert der Achtjährige das Seil: „Und jetzt?“ „Jetzt machst du es wieder auf und versuchst es nochmal, damit wir wissen, dass es kein Zufallstreffer war.“
Kinder haben keine Angst
Unter dem Titel „Hoch hinaus – Heißen klettert“ bieten das Familiennetzwerk Heißen und der Alpenverein in den Osterferien Workshops für Grundschüler und Kindergartenkinder an.
Am Vormittag hat die Gruppe der Ganztagsgrundschule Filchnerstraße schon die Boulderwand getestet – kurze Kletterrouten in Absprunghöhe, bei denen keine Sicherung benötigt wird. „Vorher haben sie zwar gesagt, sie trauen sich nicht, aber hinterher haben doch alle mitgemacht“, sagt Frithjof Fedtke, Erzieher an der Grundschule. Und jetzt stehen die zehn Kinder mit ihren Klettergurten vor der Wand und scharren ungeduldig mit den Füßen. Nervös? „Nö“, lautet die einstimmige Antwort. „Kinder haben eigentlich keine Angst vor dem Klettern“, sagt Michael Cremer, „die Angst wird ihnen von Erwachsenen gegeben“.
Jebo und Ben machen schließlich den Anfang. Die neunjährige Jebo ist beinahe schon ein kleiner Profi: Ihre Füße und Hände finden sicher die richtigen Griffe und Tritte. Schnell ist sie bis auf acht Meter Höhe geklettert, dann geht es wieder hinunter. Ben ist ein wenig unsicherer – doch auch er schafft die acht Meter.
Klettern ist so gefährlich wie Radfahren
Hinter dem Angebot steckt die Idee, Kinder an einen Sport heranzuführen, der sowohl Konzentration als auch Koordination fördert. „Man lernt, sich auf den Moment zu fokussieren“, formuliert es Michael Cremer.
Und was ist mit besorgten Eltern? Cremer winkt ab: „Die fragen eher am letzten Tag, ob sie das auch mal machen können.“
Eine englische Versicherung habe im übrigen mal ermittelt, dass „Klettern in etwa so gefährlich ist wie Radfahren“, sagt Guido Krautkrämer, Betreiber der Kletterhalle.
Für Ben war die erste Klettertour vor allem spannend. „Nur an dem grauen Dingsbums, da konnte ich nicht mehr weiter“, erklärt er seiner Schulleiterin. Gleich darauf überlegt er gemeinsam mit Jebo, welche Wand sie als nächstes bezwingen wollen.