Mülheim. Die Mülheimer Bodybuilderin Stephanie Kanak (27) ist amtierende Fitness-Meisterin in NRW, Hessen & Rheinland-Pfalz. Sie will auch die Deutsche Meisterschaft erringen. Ein Jahr intensive Vorbereitung mit täglichem Training und gesunder Ernährung hat sie sich verordnet, um dieses Ziel zu erreichen.

Sie ächzt. Schweiß fließt. Metall klirrt. Im Mülheimer Fitnesszentrum Pallas an der Duisburger Straße quält sich eine junge Frau an den Geräten. Stephanie Kanak, pralle Arme, breiter Rücken, eine gestählte Figur. Sie sitzt auf der Schrägbank, zwei große Hanteln ruhen auf ihren muskulösen Oberschenkeln.

Mit einem Ruck stemmt sie die Gewichte hoch. Viel zu einfach. Die preisgekrönte Bodybuilderin holt sich schwerere Hanteln. Sie ist amtierende Landesmeisterin der Fitness-Klasse in NRW, Hessen und in Rheinland-Pfalz. Bei der Deutschen Meisterschaft stand sie als Dritte auf dem Treppchen. Doch sie will mehr, die Beste sein. Um dieses Ziel zu erreichen, pausiert sie nun schweren Herzens von der Wettkampfbühne. Erst in einem Jahr greift sie erneut nach dem Gold.

Mehr magere Muskelmasse aufbauen

„Ich nehme mir Zeit, um mehr Muskeln aufzubauen“, sagt die Mülheimerin zwischen ihren Kraftübungen. Bis zu vier Kilo mehr „magere Muskelmasse“ hat sie sich vorgenommen. Die lassen sich nicht „herbeizaubern“, die muss sie sich eisenhart erarbeiten. Für die Fitness-Trainerin jedoch kein Problem. Sie liebt den Sport nicht nur, sie lebt ihn auch. „Wie Duschen oder Zähneputzen gehört er zu meinem Tagesablauf dazu.“ Die Sportkleidung hat sie immer im Auto und auch beim Essen erlaubt sie sich keine Sünden. Jeden Morgen kocht sie für den gesamten Tag vor: oft Hähnchenbrust, Reis und Gemüse, wenig Kohlenhydrate. So kommt sie nicht in Versuchung, mittags Hamburger und Pommes zu vertilgen. „Meine Süßigkeiten sind inzwischen Nüsse, doch auch davon nicht zu viele.“

Zurück zum Workout, die nächste Station. Fest umfassen ihre Hände die Hantelstange. Sie steht ruhig, streckt den Rücken durch und spannt ihren Körper an. Zum ersten Mal ist sie im Pallas. Die 27-Jährige sucht ein neues Fitnessstudio, testet jetzt das Angebot. Entschlossen beugt sie ihre Arme, wuchtet routiniert das schwere Eisen gen Brustkorb. Einmal, zweimal, 15 Mal. Ihr praller Bizeps tritt hervor. Kurz verschnaufen, dann noch mal. Dies gehört zu ihren Lieblingsübungen. „Jeder, der mich kennt, kennt auch meinen Bizeps“, sagt sie und lacht.

Als sie vor sieben Jahren erstmals ins Fitnessstudio ging, hätte sie das nicht gedacht. Damals machte sie „Hausfrauentraining“, nutzte vor allem das Laufband. Als sie jedoch Mädels mit großen Muckis sah, war sie fasziniert, wollte auch einen Waschbrettbauch und wuchtige Oberarme. 2011 machte sie bei ihrer ersten NRW-Meisterschaft den dritten Platz, in der Bikini-Klasse, wo die wenigste Muskulatur verlangt wird. Junge Frauen stöckeln dort die Bühne auf und ab, zwinkern, winken, werfen Küsschen. Für Stephanie Kanak zu „tussihaft“. Sie wollte einen größeren Bizeps und wechselte in die Fitness-Klasse.

Blöde Sprüche perlen an ihr ab

Dort ist für sie aber Schluss. Das Schwergewicht, wo die wahren Muskelkolosse warten, strebt sie nicht an. Zwar hat sie großen Respekt vor der sportlichen Leistung der Athletinnen der sogenannten Body-Klasse. „Für mich ist das aber nicht mehr schön. Ich möchte fraulich bleiben.“

Stephanie Kanak am sogenannten Butterfly-Gerät.
Stephanie Kanak am sogenannten Butterfly-Gerät. © WAZ FotoPool | WAZ FotoPool

Dennoch löst auch ihre Statur, etwa im Schwimmbad, Staunen aus. Als Fitness-Meisterin sieht sie nämlich wie die Mädels aus, die die Cover der Sportmagazine zieren. So sind dann auch die meisten Reaktionen auf ihre Figur positiv. Während muskulöseren Athletinnen täglich vorgeworfen wird, sie seien nicht sexy, sondern unweiblich und würden ohnehin Anabolika nehmen, ist Stephanie Kanak im Alltag vor solchen Vorurteilen sicher. Lediglich in Wettkampfform, für die sie ihren Körper mit einer strikten Diät entwässert, damit die Muskulatur optimal hervorsticht, muss sie ab und an blöde Sprüche ertragen. Doch die perlen an ihr ab. „Bodybuilding hat mir viel für mein Selbstbewusstsein gebracht.“ Sie weiß genau, was sie will und verfolgt ehrgeizig ihre Titeljagd. Bei der Deutschen Meisterschaft im Frühjahr 2015 ist ganz sicher mit ihr zu rechnen.

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