Mülheim..

Heinz-Werner Bongard ist 1,74 m groß, 72 Kilo schwer, „schon seit meiner Jugend“. Sein Gewicht hat sich in Jahrzehnten nicht verändert, seine Figur dagegen enorm. Bongard betreibt Bodybuilding, auch als 67-Jähriger noch, er hat diverse Titel gewonnen.

Mehrfach, zuletzt 2008, wurde er NRW-Landesmeister in der Seniorenklasse, 2005 gar Deutscher Meister. Es gibt Fotos, die dokumentieren, wie Heinz-Werner Bongard auf der Wettkampfbühne posiert: mit schwarzem Slip knapp bekleidet, die gut definierten Muskelhügel aufs Äußerste angespannt, die Haut mit Bräunungspaste überzogen, „damit man im Scheinwerferlicht nicht so blass aussieht“. Manche dieser Bilder hängen, gerahmt, an den Wänden von „Peter’s American Gym“ in Oberhausen, wo Bongard seit etlichen Jahren trainiert.

Spartanisch eingerichtete Maschinenhalle

Es ist ein Studio der ganz alten Schule, eine spartanisch eingerichtete Maschinenhalle, in der laute Rockmusik läuft und die zu 90 Prozent von Männern genutzt wird. Hier liegen Kurzhanteln auf dem Gestell, die mit 50 Kilo bepackt sind, pro Stück, hier wird gepumpt und im Spiegel beobachtet, was wächst. Wer Aerobic-Kurse liebt oder Wirbelsäulengymnastik betreiben möchte, trainiert woanders.

Dabei war es gerade ein Rückenleiden, das Bongard zum Bodybuilding brachte. Sein sportlicher Werdegang in Kürze: als Kind und Jugendlicher ging er u.a. zum Schwimmen und Ringen, während des Wehrdienstes begann er mit Gewichtheben. Als junger Familienvater – er hat heute zwei erwachsene Töchter – stand dann erst einmal das Geldverdienen im Vordergrund, wie er rückblickend sagt.

"Die Schmerzen gingen weg, ich hatte keine Schwierigkeiten mehr."

Bongard arbeitete auf Baustellen, u.a. als Schlosser und Schweißer, massive Rückenprobleme plagten hin „Mit 38 Jahren stand ich kurz vor einer Operation.“ Er fuhr zur Kur, dort riet ihm eine Physiotherapeutin, regelmäßig Krafttraining zu betreiben. 1983 meldete sich Bongard im Fitness-Studio an, seinerzeit noch in Saarn, zu „Peter’s Gym“ wechselte er später. „Die Schmerzen gingen weg, ich hatte keine Schwierigkeiten mehr.“

In heißen Phasen, um sich für Titelkämpfe zu stählen, trainierte Bongard täglich, hielt wochenlang Eiweiß-Diät: „Ich esse Kartoffeln, Putenfleisch, Fisch und löffle jeden Abend ein Pfund Magerquark“. Mit leistungssteigernden Mitteln, so der Seniorensportler, kenne er sich nicht aus, kopfschüttelnd kommentiert er das Posing-Foto eines jungen Bodybuilders aus dem Ruhrgebiet, der unlängst auf internationaler Ebene erfolgreich dastand: „Wer so aussieht, hat die volle Ladung drin. Der wird nicht alt.“

Hantelschwingen steht nicht an erster Stelle

Bongard selbst hat den Sport in letzter Zeit stark zurückgefahren: „Momentan trainiere ich nur alle fünf bis sechs Wochen den ganzen Körper leicht durch, um alles so zu halten, wie es ist.“ Zu mehr fehlt ihm die Zeit, denn der 67-Jährige ist noch voll berufstätig und als „Berufscheffahrer“ im Dienste einer großen Maschinen- und Anlagenbaufirma oft viele Stunden unterwegs. Arbeiten will er noch einige Jahre lang, „vielleicht bis 72“. Und selbst in seiner Freizeit steht das Hantelschwingen derzeit nicht an erster Stelle: Bongard fährt Harley, diese Leidenschaft teilt er mit seiner Frau.

„Bodybuilding“, sagt er, „war immer nur ein Hobby. Ich mache es, um fit und gesund zu bleiben.“ Obschon man merkt, dass er sich gerne zeigt, den runden Bizeps, den brettharten Bauch: „Sie werden niemanden finden, der mit 67 so aussieht wie ich.“

Kult-Studio: Hier trainieren „Arnies Erben“

„Peter’s American Gym“, in dem Bongard trainiert, liegt in Oberhausen-Dümpten und gilt als das älteste Bodybuilding-Studio in NRW. Gegründet wurde es 1967 von Peter Hülsender, seit zwei Jahren ist Markus Rosin der Besitzer. Zu „Deutschlands kultigster Muckibude“ krönte RTL II das Gym und drehte dort die Reportage „Arnies Erben“. Zwei Teile der Doku wurden 2007 und 2008 ausgestrahlt, ein dritter ist geplant. In „Peter’s American Gym“ wurden zahlreiche Meisterkörper geformt. Für seine Erfolge und Verdienste erhielt Peter Hülsender als erster Deutscher die Goldmedaille der „International Federation of Bodybuilders“ (UFBB).