Mülheim. Rente weg, Vermögen weg, Kinder belastet - und trotzdem reicht das Geld bei immer mehr alten Menschen nicht aus, die Heimkosten zu bezahlen. In Mülheim müssen bereits 1000 von 1873 Heimbewohnern beim Sozialamt anklopfen. Ein Pflegepraktiker würde das gerne ändern - nach dänischem Vorbild.

Wer soll das bezahlen? Diese Frage schwebte über der jüngsten Artikel-Serie der NRZ zur Entwicklung der stationären Pflegekosten. 1000 von 1873 Altenheimbewoh jhbnnern sind bereits auf Hilfe vom Sozialamt angewiesen, weil sie ihre stationären Pflegekosten nicht bezahlen zu können. Jedes Jahr muss die Stadt 15 bis 16 Millionen Euro aufwenden, um selbst gut verdienenden Pflegebedürftigen und ihren Angehörigen unter die Arme zu greifen.

Pflegefall = Sozialfall?

Das müsste nicht sein, wenn Deutschland von Dänemark lernen würde. Davon ist Oskar Dierbach überzeugt. Der Pflegedienstleiter des Altenheims Ruhrgarten, der seit 29 Jahren in der Altenpflege arbeitet, hat bereits vor 23 Jahren das dänische Pflegesystem kennengelernt. Schon damals wurde er von einem dänischen Kollegen gefragt: „Warum macht ihr Deutschen es euch nur so schwer?“

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Die Folge: Es gibt auch keinen Kontrollwahn. „In Dänemark wird einfach nach Bedarf gepflegt, ohne die Minuten zu zählen, die Altenpfleger für einen Toilettengang oder für das Waschen von Pflegebedürftigen aufwenden dürfen.“ Dierbach empfindet das deutsche Pflegesystem als pervers, „weil zu viel Bürokratie im Spiel ist und zu viele Akteure an einem schlechten System verdienen.“ Nach seiner Ansicht müsste Deutschland dem dänischen Modell folgen, „weil hier Menschen geholfen wird und keine Gräben gezogen werden.“

Allerdings: Auch das dänische System hat seinen Preis - in einer fast doppelt so hohen Abgabenquote für jedermann.