Mülheim. Fortschritte beim “Urban Gardening“ - die Stadt will neun Brachen freigeben für Gemeinschaften, die Gemüse und Obst anbauen oder Blumenbeete anlegen wollen. Gesucht werden jetzt Gruppen, die auf den Grundstücken nicht nur grüne, sondern zugleich auch soziale Projekte verwirklichen.

Die Idee erinnert ein bisschen an das längst geflügelte Wort von Altkanzler Helmut Kohl, der in der alten DDR „blühende Landschaften“ versprach: Aus Mülheimer Brachen sollen blumige Bürgergärten werden. Neun Flächen will die Stadt freigeben für „Urban Gardening“ (städtisches Gärtnern – aber heute muss es ja Englisch sein). Schon in diesem Frühjahr könnten die ersten Parzellen gerodet und bepflanzt werden.

Das Amt für Grünflächenmanagement hat im ersten Antritt neun möglichen Bürgergärten geortet, die sich quer übers Stadtgebiet verteilen – vom Wiesengrund im Süden bis zur Oberhausener Straße im Norden. Die Flächen reichen von klein (200 Quadratmeter an der Heidestraße in Styrum) bis ganz groß (7700 m² am Broicher Waldweg) – genug Platz für Rabatten mit Rosen, reihenweise Rhabarber und Radieschen, für Beete voller Blattspinat und Begonien.

Keine andere Nutzung der Flächen absehbar

Die Standorte der Bürgergärten.
Die Standorte der Bürgergärten. © WNM | WNM

Vorgaben für die mögliche Gestaltung macht die Stadt nicht: „Es gibt eine breite Palette von Dingen, die man auf diesen Grundstücken tun könnte“, wirbt der stellvertretende Amtsleiter Jochen Schwatlo um Nutzer. Denn die Idee ist bisher nur ein Angebot – noch ohne konkrete Nachfrage. „Jetzt müssen wir Menschen finden, die es auch machen wollen.“ Im Prinzip können sich auch einzelne Bürger um das Gartenland bewerben, aber eigentlich sollen eher Gruppen und Nachbarschaften die Flächen beackern. Schwatlo: „Das sollen ja gemeinschaftliche und soziale Projekte werden.“

Die Grünflächenmanager haben alle Brachen der Stadt unter die Lupe genommen und schließlich die neun Flächen (zusammen rund 17.000 Quadratmeter) ausgewählt, zumeist Grundstücke an Straßen oder unbebaute Randstücke in Siedlungen, für die es absehbar keine Nutzung gibt.

Interessenten können die Flächen pachten. Details dazu, vor allem die Höhe der Gebühr, muss der Mülheimer Immobilienservice noch austüfteln. Nur so viel: „Das wird nicht so teuer sein“, versichert Jochen Schwatlo. Zumal die Stadt durch die Bürgergärtner noch etwas Geld für Pflege und Unterhalt der Brachen sparen kann. Und die Obst- und Gemüseernte kann sich für neuzeitliche Gartengruppen durchaus lohnen. Die Vitamin-Rendite sozusagen. Allerdings: Die Pachtverträge werden unter dem Vorbehalt stehen, dass die Stadt vielleicht doch noch mal eine andere Nutzung für die Flächen findet.

Beim „Urban Gardening“ sind die Grünverwalter ansonsten offen für weitere Vorschläge. Wenn Bürger Ideen für andere Flächen haben, können sie sich gerne melden. Schwatlo hofft auf viele Neugärtner, die graue Brachen grün beackern: „Das würde Mülheim doch schöner machen.“ Blühende Landschaften eben...

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