Mülheim. Prof. Marc Jansen von der Hochschule Ruhr West hat eine neue Software entwickelt, um Rechnerleistung jederzeit und ortsungebunden anbieten zu können. Noch profitieren Smartphone- und Tablet-Nutzer nicht von der Idee, aber das könnte sich in absehbarer Zeit ändern. Das Patent ist bereits angemeldet.
Stellen Sie sich vor, Sie möchten über Ihr Smartphone oder Ihren Tablet PC – etwa Apples Ipad oder Samsungs Galaxy – allen Web-Nutzern den Dienst anbieten, die Lufttemperatur in Mülheim jederzeit und von überall abrufen zu können. Dann haben Sie bislang ein Problem: Da Sie nicht an einen festen Ort gebunden sind, ändert sich permanent Ihre Internetprotokoll-Adresse.
Die Folge: Die Kommunikation zwischen Ihrem „mobilen Computer“ und den möglichen Nutzern Ihres Dienstes, die wiederum mit ihren Tablet PCs und Smartphones ebenfalls nicht ortsgebunden sind, ist nur eingeschränkt möglich. Eine Software-Lösung dieses Problems hat jetzt Prof. Marc Jansen von der Hochschule Ruhr West zum Patent angemeldet.
Mittler zwischen Smartphone oder Tablet
Mit seiner Software könnte ein zentraler Rechner arbeiten, der als Mittler zwischen mobilem Anbieter- und mobilem Kunden-PC zwischengeschaltet wird. Um bei unserem Beispiel zu bleiben: Der Kunde ruft nicht bei Ihnen direkt den Service ab, sondern über diesen festen Rechner, bei dem Ihr Geräte die Anfrage abholt, dass jemand wissen möchte, wie warm es in Mülheim ist. Ihr Tablet PC oder Ihr Smartphone liefert dann die gewünschte Info. Somit ist nicht mehr nur der Kunde, sondern auch der Anbieter völlig ortsungebunden.
Die Universität Kalifornien suchte so nach Außerirdischen
Der Wissenschaftler vom Institut für Informatik entwickelte somit die Idee des sogenannten verteilten Rechnens weiter: Sie entstand Ende der 90er Jahre bei der Suche nach außerirdischer Intelligenz durch die Universität von Kalifornien. Mit Radioteleskopen wurde beim Seti-Projekt der Himmel nach außerirdischen Signalen abgehört.
Die gesammelten Daten mussten untersucht werden, doch reichten die Computer der Uni nicht aus, um die Menge an Daten zu untersuchen – man kam auf Idee, die Daten übers Internet zu versenden, damit sie von privaten PCs analysiert und die Ergebnisse zurück geschickt werden. Mit Jansens Entwicklung wären auch ortsungebundene Geräte mit Computerfunktionalität, wie etwa Smartphones, als Rechner einsetzbar. Angesichts der immer größer werdenden und zu verarbeitenden Datenflut eine durchaus interessante Möglichkeit.
Noch ist es Grundlagenforschung
„Im Moment ist das, was wir hier erarbeitet haben, aber noch Grundlagenforschung.“ Bei der Entwicklung habe die Überlegung, das Patent mal zu Geld machen zu können, keine Rolle gespielt.
Die Mülheimer Patentvermarktungsgesellschaft Provendis hat Jansen übrigens bei der Antragstellung unterstützt. Wie lange es dauern wird, bis das Bundespatentamt entscheidet? „Schätzungsweise neun bis zwölf Monate“, so Jansen. In der Zwischenzeit forscht er natürlich mit seinem Team weiter.