Mülheim. Die zwei Schaufensterpuppen in voller karnevalischer Montur sorgen manchmal für Irritationen: Ab und zu kommen Menschen auf der Suche nach Kostümen und Co. in dieses Ladenlokal im Forum. Doch dort gibt es aber nichts zu kaufen – nur zu gewinnen. Die Tombola für den Rosenmontagszug läuft wieder.
Die Nieten sind Bettina Siemann nur ein Achselzucken wert. „Nichts gewonnen, aber es ist ja für einen guten Zweck.“ Dann kommt gar noch ein „Bis demnächst!“ hinterher. Bettina Siemann wird wiederkommen und im Vorbeigehen ein paar Euro in Lose investieren. Für sie ist das Ladenlokal im Forum regelmäßiger Anlaufpunkt. Seit zwei Wochen läuft die Tombola des Hauptausschuss’ Groß-Mülheimer Karneval. Der Erlös ist für den Rosenmontagszug und die Jugendarbeit bestimmt.
Die Puppen im Schaufenster sind ganz in Weiß gekleidet, in Gewänder, die ein Prinzenpaar des Hauptausschuss’ trug. Ein Paar betrachtet sie von draußen. Renate Walterscheidt kennt das; viele gucken, kommen aber nicht rein: „Wenn jeder nur ein Los kaufen würde. . .“ Dann wären die 15.000 roten Papierröllchen schnell weg, alle 1500 Preise schnell vergeben. Stattdessen haben die Karnevalisten vier Wochen; so lange stellt das Forum ihnen das Ladenlokal. „Wir haben das Ziel, alle Lose zu verkaufen“, sagt Roswitha Krug. Ob sie es erreichen, wird sich zeigen. In den Vorjahren klappte es nicht immer.
Ruhe in der Mittagsflaute
Roswitha Krug ist laut ihrer Kollegin Renate Walterscheidt die „Chefin“ der Tombola-Truppe. Sie hat den Schichten-Plan erstellt. 20 Ehrenamtliche teilen sich den Dienst. Immer zwei sind für zwei Stunden vor Ort. Alle gehören sie dem Prinzensenat 1978 an, sind also Ex-Tollitäten: Prinzessin Renate I. regierte in der Session 1980/81, Prinzessin Roswitha I. 1996/97.
Das alles können sie in Ruhe erzählen, denn gerade herrscht Mittagsflaute. Ein Herr geht winkend vorbei. „Ich komm’ morgen wieder“, verspricht er. Er ist ein Stammkunde. Es gibt einige, die den Loskauf als Programmpunkt sehen. Immerhin bleibt immer Zeit für einen Plausch an der Lostrommel.
Gewinne werden nicht getauscht
Nur schnell den Gewinn ihres Enkels abholen, will Erika Reimann. Renate Walterscheidt sortiert anhand einer Liste der Losnummer einen Gewinn zu: einen Kaffeepott. So sehr es sich die Ehrenamtlichen manchmal wünschen: Gewinne werden nicht getauscht – auch wenn ein Kind statt dem Tischfußballspiel einen Toaster bekommt. Doch Erika Reimann weiß, ihr Enkel wird zufrieden sein: „Wenn Maurice zur Oma kommt, kann er den warmen Kakao daraus trinken.“
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Plötzlich ist der Laden voll. Nur ein Los kauft ein Mädchen – und hat Pech. Ein Junge bekommt von seinem Vater fünf Lose, investiert noch einen Euro vom Taschengeld – ohne Erfolg. „Darf ich Ihnen was sagen?“, warnt er da eine Frau. „Hier gewinnt man nie!“ Die Angesprochene lässt sich nicht abhalten – und nimmt prompt eine Schere mit. Der Junge geht aber auch nicht leer aus: Einen süßen Trostpreis gibt es für Kinder immer.