Mülheim. . „Shanghai Nights“: Der Chinesische Nationalcircus feiert sein 25-jähriges Jubiläum in Deutschland. Dazu gehört auch ein Gastspiel in der Mülheimer Stadthalle am 12. Februar 2014. Ein Interview mit dem Produzenten Raoul Schoregge

Mit neuem Programm und neuem Showkonzept gastiert der Chinesische Nationalcircus am Mittwoch, 12. Februar, in der Stadthalle. Die „Shanghai Nights“ inszeniert Produzent Raoul Schoregge.

„Shanghai Nights“ ist das Programm zum 25-jährigen Deutschlandjubiläum des Chinesischen Nationalcircus‘. Doch ist Zirkus nicht zeitlos?

Raoul Schoregge: Ist er – und die chinesische Akrobatik ist noch viel zeitloser; schließlich ist sie eine 2000 Jahre alte Kulturform. Staunen ist zeitlos. Menschen staunen immer, wenn andere etwas tun, das sie selbst nicht können. Aber der Chinesische Nationalcircus wurde eben vor 25 Jahren erstmals in Deutschland präsentiert. Ich selbst habe diese Aufgabe im Jahr 2000 übernommen.

Wie kommt denn ein Deutscher zum chinesischen Zirkus?

Schoregge: Das ist eine häufige Frage. Aber man braucht einen Umwandler, um die chinesische darstellende Kunst dem europäischen Publikum begreifbar zu machen. Dazu muss man sie in Punkten anpassen. Dabei geht es nicht um eine Verfälschung, sondern um das Vermitteln der Kernaussage: die Einheit von Körper, Seele und Geist. Der chinesische Akrobat macht keinen Handstand, er ist der Handstand. Und ich bin ja auch nicht als Produzent auf die Welt gekommen, sondern habe einen anständigen Beruf gelernt: Ich war Zirkusclown und habe deshalb vielleicht den Zugang, der mir diese Anpassungen erlaubt.

Ihr neues Showkonzept heißt „Back to the Roots“. Was sind die Wurzeln der chinesischen Artistik?

Schoregge: Der Ursprung liegt in Teehäusern und deshalb waren die Requisiten zunächst ganz einfache: Tische, Geschirr, Vasen. Dadurch wird greifbar, wie schwer das ist, was Artisten machen. Wir gehen in unserem Programm zurück zu den Anfängen, lassen es in einer Mischung aus Teehaus, Opiumhöhle und Varieté spielen. Alle 22 Artisten sind die ganze Zeit über auf der Bühne. Die Nummern werden nicht angekündigt. So entstehen Geschichten, und es ist meine Überzeugung, dass die Kunststücke so wertvoller werden. Unser Kernkonzept bleibt die Entschleunigung. Wir wollen die Menschen aus ihrem Alltag herausreißen, geben Impulse und einen roten Faden in einer Collage, die sie selbst mit eigenen Erfahrungen füllen können.

Programm und Karten

Mit dem neuen Programm „Shanghai Nights“ gastiert der Chinesische Nationalcircus am Mittwoch, 12. Februar, 20 Uhr, in der Stadthalle.

Das Programm verbindet Altes und Neues und geht auf die Wurzeln des Shanghai der 30er und 40er Jahre des vergangenen Jahrhunderts zurück. Karten in mehreren Kategorien (25 € bis 49,30 €) gibt’s auch im WAZ-Leserladen, Eppinghofer Str. 1 - 3.

Ist das für die Artisten nicht eine Herausforderung, die ganze Zeit über auf der Bühne zu sein?

Schoregge: Es gab Artisten, die vor diesem Konzept Angst hatten. Inzwischen hat es sich aber bewährt. Es nimmt auch den psychischen Druck, zwei Stunden auf der Bühne zu sein, mit Publikum und Raum warm werden zu können. Sonst hat man drei Minuten und muss alles reißen. Ich sage immer: Das Leben ist auf der Bühne, der Rest ist Warten.