Mülheim. Das Musikhaus Hübner an der Kaiserstraße besteht seit 80 Jahren und verschickt heute Online-Bestellungen in fast die ganze Welt. Dadurch ist der Bestand des Unternehmens gesichert.

80 Jahre und kein bisschen leise: Das Musikhaus Hübner an der Kaiserstraße in der Stadtmitte feierte jetzt sein langjähriges Bestehen. Die Inhaber Raimund und Heidrun Müller blickten aus diesem Anlass gemeinsam mit dieser Zeitung zurück auf ihr Geschäftsleben, das sie heute den modernen Erfordernissen angepasst haben.

Eigentlich feierten sie ihr Geschäftsjubiläum bereits Ende des abgelaufenen Jahres, aber Zeit für einen Pressetermin ließen die Kundenaufträge nicht – so hoch ging es im Musikhaus Hübner vor den Feiertagen her. Die Müllers, die das Geschäft bereits 1977 von Gründer Gerhard Hübner übernommen haben, freut’s, haben sie doch durch das Internet ein zweites, für sie wirtschaftlich wichtiges, Standbein hinzugewonnen. „Wir haben uns ja innerlich lange dagegen gesperrt, Ins­trumente auch übers Internet zu verkaufen“, räumt Heidrun Müller ein. Und ihr Mann fügt hinzu: „Ein Instrument muss man ja eigentlich fühlen, spüren, wie es in der Hand liegt und hören, ob man mit ihm klar kommt.“

Musikmarkt sei rauer geworden

Doch an dem Onlineversand kamen die Müllers schlicht nicht vorbei. „Ganz ohne diese Aktivität könnten wir wohl nicht mehr bestehen.“ Denn der Markt mit der Musik sei rauer geworden. Zwar lernten gerade in Mülheim nach wie vor viele Kinder ein Instrument, aber das Angebot habe sich im Laufe der Zeit gewandelt und damit auch das Einkaufverhalten der Kunden. „Viele kaufen heute eine Gitarre oder ein Keyboard beim Discounter und kommen dann zu uns, wenn sie merken, dass da etwas nicht funktioniert oder ihr Kind damit nicht zurecht kommt“, schildert Heidrun Müller.

Dass sie noch da sind an der Kaiserstraße, wo das Musikhaus seit 1964 beheimatet ist, hängt auch mit der ungebrochenen Liebe zum Metier zusammen, gesteht Raimund Müller: „Hier steckt schon eine Menge Herzblut drin.“ In Rentennähe wäre das Ehepaar bereits, er ist 63, sie 66 Jahre alt, doch noch wollen sie weitermachen. Heidrun Müller sagt mit Nachdruck: „Wir können doch unsere Kunden nicht im Stich lassen.“

Internet-Boom beschert viel zusätzliche Arbeit

Auch diejenigen nicht, die übers Internet zu ihnen finden. Und was die Leute dort alles bestellen! „Vor Weihnachten, da gingen 500, 600 Ukulenen weg“, sagt der Musikhändler. Nach England, Frankreich und Österreich, sogar bis nach Moldawien gingen die Pakete.

Der Internet-Boom beschert aber nicht nur neue Kunden, sondern auch viel zusätzliche Arbeit. „Seit Oktober waren wir jeden Sonntag im Laden, von morgens bis abends, um die ganzen Bestellungen fertig zu machen“, erzählt Raimund Müller, und ist mit Blick aufs Online-Geschäft sicher: „So entwickelt sich die Zukunft.“ Er selbst aber habe noch nie im Internet bestellt – und das soll vorerst so bleiben.

Auf und Ab im Handel

Seit Mitte der 70er Jahre sind die Müllers in Mülheim ansässig, sie erleben im Handel ein Auf und Ab. „Mülheim hatte immer eine tolle Innenstadt, aber in der Zwischenzeit hat sich der Einzelhandel gelichtet, viel steht leer“, sagt Heidrun Müller. „Jeder beschwert sich über die Innenstadt, doch es ist auch jeder mit Schuld, der woanders kauft.“

Die Kaufkraft sei nach wie vor da, lande nur nicht mehr ausschließlich im hiesigen Handel. Daher sei sie froh, inzwischen Internethandel anzubieten. Ihrem Standort an der Kaiserstraße bleiben die Müllers aber treu: „Unsere Lage hier an der großen, viel befahrenen Straße ist gut und es gibt ausreichend Parkmöglichkeiten in nächster Nähe.“