Mülheim.

Attraktiv war das Schaufenster von Voswinkel am Platz der Synagoge nicht. Aber seit auf den Schuhhändler ein Drogeriediscounter gefolgt und das Ladenlokal aufwändig umgebaut worden ist, ist die Ladenfront zum Gesprächsthema geworden. Von Kelleratmosphäre reden die einen, an einen Hinterhof fühlen sich die anderen erinnert. Zugemauert und verputzt ist die Seitenwand seit einigen Tagen, sieht man von drei kleinen Fenstern und einer Brandschutztür ab, vor der ein Blechkasten steht.

„Dem Drogisten ist ein schlechter Geschmack nicht vorzuwerfen, aber doch den Personen in der Stadtverwaltung, die diese Unmöglichkeit genehmigt haben“, sagt der Fotograf Heiner Schmitz, der zu jenen Künstlern zählt, die mit der Ausstellungsreihe vis à vis in Rick’s Café die Gestaltung an diesem zentralen Platz, an dem sich neben dem Medienhaus auch das Kunstmuseum befindet, zum Thema machen wollten.

Denn das Grundproblem dieses Platzes sind nicht ein paar Meter, die gestalterisch daneben gegangen sind, sondern eine ganze Fassadenzeile, an der dringend etwas gemacht werden müsste. Durch den Umbau, so kritisiert Schmitz, habe sich die Situation statt verbessert, noch verschlechtert. Wäre das nicht ein Fall für den Gestaltungsbeirat, den sich die Stadt leistet?

Ein „katastrophaler Eindruck“

Dieter Wiechering, SPD-Fraktionschef und Mitglied in diesem Gremium, winkt ab, spricht aber auch von einem „katastrophalen Eindruck“. Er gehe aber davon aus, „dass die Mitarbeiter so viel Fingerspitzengefühl haben, dass sie so etwas nicht ohne weiteres genehmigen.“ Er könne sich nicht vorstellen, dass ein Investor ohne weiteres machen könne, was er wolle.

Jürgen Liebich, Leiter des Planungsamtes, räumt auf Anfrage selbstkritisch einen Fehler der Verwaltung ein. Er stellt aber auch fest, dass die planerischen Grundlage vom Beginn der 50er Jahre keine rechtliche Grundlage dafür bieten, dem Eigentümer eine Genehmigung des Umbaus zu verwehren. Auch die Gestaltungssatzung gebe hier nichts her, weil sie sich vor allem auf Werbung bezieht. Er geht aber davon aus, dass durch eine gute Bauberatung das Ergebnis deutlich besser aufgefallen wäre.

Eile bestand nicht

Die Genehmigung war bereits im Dezember 2012 erteilt worden. Eile bestand demnach nicht, aber Amt und Dezernat waren im personellen Wechsel. Fest steht für Liebich: „So kann es nicht bleiben.“ Er will mit dem Immobilieneigentümer, der SH Grundbesitz GmbH & Co. KG aus Dortmund, Kontakt aufnehmen, um wenigstens nachträglich in Verhandlungen noch eine bessere Gestaltung zu erreichen.

Die Mauer wird dann nicht verschwinden, aber man könnte sie künstlerisch, etwa durch attraktive Graffiti, aufwerten, ohne dass es billig wirke. Die Zeit drängt, sonst wird die Wand noch von wilden Sprayern beschmiert.

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