Mülheim.
Die Wallstraße, vor einiger Zeit noch als „kreative Meile“ Mülheims gehandelt, beklagt einen weiteren baldigen Wegzug. Mit Uta Siemer, die ihr Geschäft U.T.A. und die dazugehörige Schreibwerkstatt „RuhrKorrekt!“ zu Ende Februar aufgibt – und der Ankündigung der Ruhrpottlocals, ebenfalls zu schließen, falls sich kein Nachfolger findet, geben zwei Kreative ihre Aktivitäten in der Innenstadt auf.
Wie empfinden die anderen Wallstraßen-Anlieger ihren Standort zurzeit? Hasan Sulejmanov vom arabisch-kaukasischen Restaurant „Wüstenperle“ beklagt, dass die Stadt abends wie ausgestorben sei. „Vormittags sind viele Passanten auf der Wallstraße und zum Mittagstisch kommen Stammgäste aus den umliegenden Büros“, aber ortsunkundige Gäste verführen sich schnell und viele Navigationsgeräte seien auf die Straßenführung nicht eingestellt. Von der Fertigstellung des Ruhrbania-Projektes erhoffe man sich eine Belebung der Straße.
Leute wollen bis vor die Tür fahren
Auf dem Weg die Straße hinunter, vorbei an einem Podologie-Zentrum, folgt die Deutsche Bank, wo reger Betrieb herrscht. Das kleine Geschäft von Ute Siemer ist eingerahmt von leeren Ladenlokalen. Monika Monbour, Inhaberin der Trüffel-Ecke, empfindet die Lage an der Wallstraße nicht schlechter als an anderen Innenstadt-Seitenstraßen. Parkplätze gebe es genug, wie das riesige Parkhaus direkt unter der Schloßstraße. „In anderen Städten ist das Parken ebenfalls nicht kostenlos, aber hier wollen die Leute gerne bis vor die Tür fahren“, sagt die Geschäftsfrau, die, wie auch andere Anlieger, den fehlenden Kaufhof-Ersatz problematisch findet.
Kathleen Mengede-Klüß von Photo Mengede ist einerseits froh über ihren kürzlich vollzogenen Ortswechsel auf die Wallstraße, wo sie immer schon das große Photoatelier hatten, beklagt jedoch, dass viele sie nicht mehr finden würden. „Wir möchten gerne bleiben, aber wir brauchen die Kunden.“ Die Speldorferin Bettina Duckscheer sagt: „Eigentlich komme ich kaum mehr in diese Ecke, wenn es hoch kommt, fahre ich ins Forum. Die Straßenführung finde ich in der Stadt ganz schlimm!“
Von der kreativen Meile geblieben sind die Galerien Wall 17 und Hamé. Aber auch sie verlassen sich nicht nur auf Passanten. Gerold Hamé setzt auf Kunstinteressenten aus anderen Städten und den Internethandel, Ulrike Berkenkopf-Schiemann arbeitet parallel zum Verkauf als Designerin. „Wenn ich nicht Aufträge von außen hätte, könnte ich das Lokal nicht halten“, so die Designerin. Die Kunden sagten oft: „Sie sind aber abgelegen!“