Mülheim. .

Wer den Immobilienboom hautnah erleben will, ist am Von-Carnall-Weg in Dümpten richtig. Der Bagger hat noch nicht die erste Schippe Erde angehoben, da sind 30 der 44 Einfamilienhäuser bereits verkauft, vier reserviert.

„Wenn es möglich wäre, wir könnten hier mehr als das Doppelte verkaufen“, sagt Uwe Lehn, der für den Bauträger NCC die Objekte an die Kundschaft bringt. Es ist vorerst das letzten Projekt im 100-Häuser-Programm der Stadt, ein Programm für junge Familien, die nicht das dicke Konto haben. Drei Jahre Vertriebsdauer, sagt Lehn, seien für so ein Vorhaben üblicherweise normal, jetzt reiche ein halbes Jahr.

Bedarf für junge Familien groß

Dafür müsste die Bezirksbürgermeisterin Heike Rechlin-Wrede den Stadtteil Dümpten gar nicht so loben: Kitas, Schulen, Einkaufsmöglichkeiten, Nahverkehr – alles in zehn Fußminuten erreichbar. „Mülheim braucht junge Familien“, sagt Wolf Hausmann von der FDP, die das Programm mit der SPD seinerzeit auf den Weg gebracht hat. „Es wäre gut, wir könnten es fortsetzen“, sagt er angesichts der Nachfrage und stimmt mit Claus Schindler (SPD) überein, der sagt: „Wir müssen gerade für die Familien, die zwischen Miete und Eigentumsbildung stehen, weiterhin etwas tun.“ Schindler verweist auf die Wohnraumanalyse der Stadt, danach wird in allen Preissegmenten Eigentum gesucht.

Erst recht ist so ein Segment wie in Dümpten gefragt, wo es die Reihen- oder Doppelhäuser für 230 000 bis 300 000 Euro gibt. Das lockt. „Wir wollten so gerne in Dümpten bleiben, haben das Bauschild gesehen, uns beraten lassen und uns ganz schnell entscheiden“, berichten Nicole und Mirko Ritter, die im Jahr 2015 mit ihren Zwillingen aus ihrer 75 Quadratmeter-Wohnung ins Eigenheim mit 130 Quadratmeter ziehen werden.

"Immer günstig geht nicht"

Auf dem Bruch sowie an der Hagenau Straße wurden bisher Objekte im 100-Häuser-Programm realisiert, die wegen des städtischen Grundstückes preisgünstiger angeboten werden konnten. „Der Bedarf für Familien ist nach wie wie vor groß“, sagt Planungsamtsleiter Jürgen Liebich, auch er würde das Programm gerne fortsetzen: „Doch uns fehlen geeignete städtische Flächen.“ Und: Angesichts der Haushaltskrise muss die Stadt inzwischen mehr denn je auch auf gute Verkaufspreise achten. Immer günstig geht nicht.

Wer den gesamten Markt betrachtet, muss sich um fehlende Angebote in Mülheim keine Sorgen machen. Aktuell gibt es zwischen Styrum und Dümpten rechtskräftige Bebauungsplangebiete für 424 neue Wohneinheiten, im Verfahren sind noch einmal so viele. Spitzenlagen, so sehen es Fachleute, fänden sich dabei keineswegs nur in Saarn oder Speldorf, auch in Heißen entstünden demnächst neue Top-Quartiere.