Mülheim.

Klara und Alfons Segeth gaben sich am 24. Oktober 1948 im heutigen Gogolin, ehemals Karlshorst in Oberschlesien, das Ja-Wort. Am Samstag werden sie ihr 65-jähriges Ehejubiläum, ihre Eiserne Hochzeit, mit einem Gottesdienst in der Kirche St. Barbara in Dümpten feiern. Anschließend trifft sich das Ehepaar mit ihrer großen Familie, mit sechs Enkel- und zwei Urenkelkindern, zum herzhaften Hochzeitsmahl mit Gänseessen. „Zum Hochzeitsmahl meiner Eltern hat es damals auch Gänse gegeben“, sagt Tochter Lydia Emmerich.

Für Alfons Segeth war es damals Liebe auf den ersten Blick, als er Klara 1944 im Gemeindeamt sah. Von seiner Tante hatte er den Namen des damals 16-jährigen Mädchens bekommen, ein Brief war bald geschrieben. „Alfons kam aus dem Nachbarort. Als ich seinen ersten Brief bekam, habe ich erst ganz allgemein geantwortet, weil er ja Soldat war und man wusste nicht, ob er aus dem Krieg zurückkehrt“, erinnert sich die 86-Jährige genau. Dann, als sie dem jungen Mann später begegnete, war es auch um sie geschehen. „1945 haben wir nichts von einander gehört, da war Alfons in Russland. 1946 ist er aus der Gefangenschaft zurückgekommen“, erinnert sie sich. 1948 wurde dann geheiratet, mit blau gekleideten „Kränzeldamen“, was den Pastor zu der Bemerkung verleitete: „Heute morgen sind alle Kränzeldamen blau, heute Abend die Männer!“

Vater war leidenschaftlicher Gärtner

Einziehen konnte das junge Paar in das kriegsbeschädigte Haus der Cousine, musste aber vorher kräftig renovieren. Dann kamen drei Kinder im Abstand von zweieinhalb Jahren zur Welt, natürlich per Hausgeburt. In den Siebziger Jahren ging dann die mittlere Tochter Lydia „durch den Eisenern Vorhang“ über Österreich nach Deutschland. Eltern und Geschwister folgten nach und nach, bis die Familie in ihrer neuen Heimat Mülheim wieder vereint war. „Wir haben zuerst im Übergangsheim in der Gustavstraße in Styrum gewohnt. Da hat Papa, der damals schon 56 Jahre alt war, in der Lederfabrik Hammann noch eine Arbeit als Schlosser bekommen, erzählt Tochter Lydia. „Wir haben dann in Speldorf ein Haus gekauft, mein Vater hat sich mit Leidenschaft um den Garten gekümmert.“

Ihr Vater, der letzte Woche 90 Jahre alt geworden ist, lebt seit zwei Jahren im Engelbertus-Stift. Vor acht Jahren habe er einen schweren Schlaganfall erlitten und die Familie pflegte ihn lange zu Hause. „Heute besuchen wir ihn jeden Tag“, sagt Lydia Emmerich. Mutter Klara findet: „Wir haben eine gute Ehe geführt. Manchmal gab es auch ein Gewitter, aber das war schnell wieder vorbei.“ Ihre Mutter habe immer gesagt: „Die Bettdecke verträgt euch“, lacht die Seniorin, und streichelt ihrem Mann zärtlich über die Wange.