Mülheim. . Jung-Lehrer gleichen als Vertretung Stellen-Vakanzen aus. Aus Sicht der Schulleitungen eine gute Lösung.
Es kommt auf den Lehrer an. Auch wenn man kein Befürworter von Frontal-Pädagogik ist, eines aber ist unbestritten. Ohne Lehrer kann kein Unterricht stattfinden. Sind aber tatsächlich genügend an den Schulen vor Ort? Die NRZ hat nachgefragt. Denn am Mittwoch beginnt das neue Schuljahr.
Neueinstellungen gibt es (siehe unten), allerdings ist bei der beliebtesten Schulform, dem Gymnasium, lediglich eine neue Stelle zu verzeichnen. Ein Grund dafür: der Doppeljahrgang. Da vor den Sommerferien gleich zwei Stufen Abitur machten, hat sich die Schülerzahl nun reduziert. Entsprechend geringer sei daher nun auch der Lehrerbedarf, so zumindest die Argumentation des Schulministeriums. Besonders bitter ist das für zahlreiche Jung-Lehrer, die nach Abschluss ihres Referendariates keine unbefristete Stelle bekommen haben. Eine Ausweich-Möglichkeit: Sie arbeiten als Vertretungslehrer. Freilich ist auch deren Zahl vom Ministerium gekürzt worden.
Trotzdem: Die Situation an den Gymnasien ist entspannt, zumindest aus Sicht der Schulleitungen. „Bei uns arbeiten jetzt fünf Vertretungslehrer. Sie springen für Kolleginnen ein, die ein Kind bekommen haben“, berichtet Bernd Trost von der Luisenschule. Man habe die Stellen rechtzeitig ausgeschrieben und dann die Kandidaten zum Vorstellungsgespräch eingeladen. Die Schulleitung ist unabhängig in ihrer Entscheidung, welchem Bewerber sie den Zuschlag gibt. Aus Sicht von Trost ein großer Vorteil im Vergleich zu früheren Jahren, als die Autonomie vor Ort noch beschränkt war. Könne man doch nun ohne Rücksicht auf irgendwelche Quoten nach dem Motto verfahren: Wir nehmen die, die zu uns passen. Ein wichtiger Standortvorteil in Zeiten, in denen es für Eltern wichtig ist, dass die Schule ein individuelles Profil hat, auf die sie ihre Kinder schicke. Die Personalauswahl spielt für die Profilierung eine entscheidende Rolle.
Vakanzen werden überbrückt
Kurz: Aus Sicht derjenigen, die an den Gymnasien den Stundenplan organisieren müssen, gibt es keinen Grund zur Kritik am jetzigen Modell. Die Vakanzen werden überbrückt und das auch noch mit Lehrern, die man sich individuell aussuchen kann. Stellt sich das aber aus Perspektive dieser Jung-Lehrer auch so dar? Als Vertreter sammelt man zwar Erfahrung, aber eine unbefristete Stelle ist es trotzdem nicht. Der Direktor der Otto-Pankok-Schule, Ulrich Stockem, meint, dass die Vertretung durchaus eine Perspektive schaffe. Von den vier Vertretungslehrern, die dort unterrichten, haben zwei auch schon an dem Gymnasium ihr Referendariat gemacht. „Das sind hochengagierte Leute, von denen wir schon wissen, dass es ihnen Spaß macht, Schule mitzugestalten.“ Bei ihnen gelte nicht Dienst nach Vorschrift, sondern sie seien bereit, konzeptionell zu arbeiten und so das Profil der Schule zu schärfen. Stockem will verhindern, dass dieses Potenzial seinem Gymnasium verloren geht. Seine Strategie: In den nächsten zwei Jahren wird eine Pensionierungswelle einsetzen. Und da gilt es eben schon jetzt, engagierte Kräfte an den Standort zu binden. Die Vertretungsstellen seien hier also ein gute Möglichkeit, eine im Referendariat begonnene Bindung aufrechtzuerhalten. Stockem setzt auf Kontaktpflege, auch mit denjenigen, denen er noch keine Vertretungsstelle bieten kann. „Das ist ja in Zeiten von E-Mails kein Problem mehr.“ Seine Prognose: Die Kollegien werden sich in den nächsten Jahren nach und nach verjüngen. Und da sei es gut, auch frühzeitig an die Qualität möglicher Kandidaten zu denken.
Bei den Gesamtschulen sieht es etwas anders aus. Den drei Schulen vor Ort sind zwar insgesamt acht neue Stellen bewilligt worden, doch. Ingrid Lürig von der Willy-Brandt-Schule klagt über Engpässe. Sechs Stellen seien unbesetzt. „Wir müssen aber bisher keinen Unterricht reduzieren. Die Kollegen machen eben ein bisschen mehr als ihr Stunden-Deputat eigentlich vorschreibt.“ Allerdings heiße das: „Zusatzangebote fallen weg. Ich würde zum Beispiel lieber die Frühförderung an der Schule ausbauen.“ Aber auch Lürig hofft auf eine Wende: „Ich gehe davon aus, dass zum Februar die Stellen wieder besetzt werden.“
23 Lehrer fangen an: Davon jeweils acht an an Grund- und Gesamtschulen. Jeweils einer an Gymnasium und Berufskolleg. Drei kommen an Förderschulen und zwei als Vertretungs-Reserve.