Mülheim..

Image ist alles – das beweist das bei Mülheims Musikschülern beliebteste Instrument. Dieses Zupfinstrument verspricht Coolness und Rock’n’Roll. Doch wer an der Musikschule Gitarrenunterricht nehmen möchte, muss Geduld mitbringen; es gibt eine lange Warteliste. Dabei gibt es auch andere Zupfinstrumente, die es sich zu lernen lohnt – und die rocken. Das beweisen Dirk und Martin Ohrt: Vater und Sohn gehören zu den Gründungsmitgliedern der inklusiven Band „Patchwork“ und zupfen dort die Mandoline und das Banjo.

„Patchwork, der Name passt“, findet Martin Ohrt. Immerhin sei diese Band jenseits der Norm – und das im besten Sinne: So musizieren nicht nur fünf Menschen mit und fünf Menschen ohne Handicap gemeinsam, auch „die Instrumentierung ist jenseits dessen, was sonst so üblich ist“, so Ohrt. Damit spielt er auf Mandoline, Blockflöte, Akkordeon und Geige an, die bei Patchwork gerockt werden. Quer durch die Musikgeschichte covert sich die Truppe damit, hat Schlager ebenso im Repertoire wie Pop und Folk.

Inklusiver Unterricht als Tradition

Weil sein Vater Mandoline spielte, wollte auch Martin das Instrument erlernen. Die klassischen Grundlagen lernte der damals Sechsjährige an der Musikschule – aber immer nur Klassik sollte es nicht sein. Und, sagt Dirk Ohrt, „wenn man ein Instrument lernt, will man nicht immer nur für sich im stillen Kämmerchen, sondern mit anderen spielen.“ Deshalb gehörten beide 2005 zu den Gründungsmitgliedern von „Patchwork“, einem von mehreren integrativen Ensembles der Musikschule. Denn der integrative – oder wie er inzwischen heißt: inklusive – Unterricht hat in Mülheim Tradition, wie Fachbereichsleiter Bernhard Fuchs berichtet: Bereits in den 1990er musizierte in Mülheim „Brunos Band“. Heute unterrichten Musikschullehrer auch an der Remberg- und der Wilhelm-Busch-Schule.

Mit Leidenschaft dabei

Die dritte Klasse besuchte Martin Ohrt bei der Gründung, in diesem Sommer hat der 18-Jährige an der Karl-Ziegler-Schule Abitur gemacht und ist immer noch mit Leidenschaft dabei. Die Lebenslust und gute Laune der behinderten Musiker stecke an, sagt Dirk Ohrt: „Wenn man offen ist, bekommt man von dem positiven Lebensgefühl was ab.“ Dem stimmt Bernhard Fuchs zu: „Das Besondere an Musik ist, dass man Menschen auf verschiedenen Ebenen zusammenbringen kann.“

Und „Patchwork“ vereint die verschiedenen Schwerpunkte des Fachbereichs, für die Bernhard Fuchs zuständig ist: Zupfinstrumente, inklusiven Unterricht und Rock/Pop. Denn die Musikschule „hat einen klaren Auftrag, sich auch um U-Musik zu kümmern“. Das U steht für Unterhaltung und passt laut Fuchs gut zu den Zupfinstrumenten: Schon im Mittelalter seien diese Instrumente „für die Romanze unterm Fenster und höfische Unterhaltung“ genutzt worden. Und Rocke passe eh, findet Fuchs: „Gitarristen haben immer einen Hang zur Gosse.“ Alles eine Imagesache.