Mülheim-Styrum. .

Schleichen sich an der Oberhausener Straße 180 etwa Leute mit eingezogenen Köpfen und hochgeschlagenem Mantelkragen mehr oder weniger heimlich in den Laden, damit sie niemand sieht? Keineswegs, ganz im Gegenteil: Das Sozialkaufhaus in Styrum, das es in der früheren Schlecker-Filiale erst seit 1. März gibt, ist bereits etabliert im Stadtteil, die Atmosphäre ist ungezwungen und herzlich. Hier stöbern zwar hauptsächlich, aber nicht nur bedürftige Menschen nach einem Schnäppchen. Auch recht gut verdienende Mitbürger, Studenten und Senioren schauen in dem Geschäft vorbei, an dessen Schaufenstern der Schriftzug „Help2007“ prangt. „Bei uns kann jeder kaufen“, sagt Mitinhaberin Bettina Heikamp, „wir benötigen keinen Armutsnachweis.“

Bettina und Michael Heikamp sowie Yvonne Mandau als Gründer des Sozialkaufhauses haben mit dem gemeinnützigen Verein „Help 2007“ aus Magdeburg ein „kooperatives Vertragsverhältnis“, wie Michael Heikamp das einem Franchise-Modell ähnelndem Konzept beschreibt. „Es ist aber quasi auch eine Mini-GmbH, deswegen dürfen wir einen Gewinn erwirtschaften, zumal einige Leute davon leben wollen und müssen. So ein Geschäftsmodell gibt’s sonst eigentlich überhaupt nicht in Deutschland.“ So ist es, denn das Gewinnstreben bleibt stets im Hintergrund, in erster Linie ist „Help“ ein Sozialprojekt, das in Not geratenen und bedürftigen Menschen helfen will. Der größte Teil der Erlöse aus dem Verkauf der Sachspenden fließt unter anderem in soziale Projekte vor Ort - oder wie jüngst in die Fluthilfe.

Kleine Dienstleistungen zu gutem Kurs

Und auf Sachspenden basiert das gesamte Geschäft. Die sechs Festangestellten und sieben Teilzeitkräfte sammeln die Spenden in nahezu jeder Größenordnung, holen zum Beispiel Möbel, Technik, Haushaltsgeräte wie Waschmaschinen und Kühlschränke mit dem eigenen Laster ab. Auch zu Haushaltsauflösungen werden die „Help“-Mitarbeiter gerufen. Die Produkte werden dann zu günstigen Preisen in gebrauchsfähigem Zustand verkauft. So kann man durchaus eine komplette Küche für 200 bis 300 Euro erwerben. Bei Bedarf sind sogar Ratenzahlungen ohne Schufa-Auskünfte und ähnliches möglich.

Circa 70 Prozent des Angebots im Sozialkaufhaus sind Möbel, ansonsten werden Kleidung, Haushaltswaren und Trödel verkauft. Auch kleinere Dienstleistungen wie Malerarbeiten, erledigen die Help-Leute zu einem günstigen Kurs. „Wir haben den Schritt, uns in dieser Form selbstständig zu machen, noch zu keinem Zeitpunkt bereut“, sagen Bettina Heikamp und Yvonne Mandau, die beide vor der Eröffnung des Geschäfts arbeitslos waren, „es war genau richtig, und es läuft prima.“