Mülheim..

Es herrschten katastrophale und menschenunwürdige Zustände in dem bulgarischen Behindertenheim, als Paul Heidrich im Jahr 2000 davon erfuhr. Erste Hilfe bekamen die Frauen in Malko Scharkovo zu dieser Zeit vom Landschaftsverband Rheinland, LVR. Dann gründete der engagierte Mülheimer CDU-Politiker, damals Mitglied der Landschaftsversammlung, den „Verein zur Förderung von Einrichtungen für Behinderte im Ausland“.

Der Verein hat sich zur Aufgabe gemacht, den Frauen zu helfen. „Sie lebten in schrecklichen Verhältnissen, in Baracken, in denen zum Teil die Fenster fehlten. Die hatte der ehemalige Heimleiter für seinen Kuhstall einfach ausgebaut“, berichtet Paul Heidrich, der nun zum 13. Mal Bulgarien besucht.

Heidrich will politisch was bewegen

Einen Mercedes-Bus für die Einrichtung überführt er zum zweiten Mal, begleitet wird der 69-Jährige auf der gut 2300 km langen, dreitägigen Anreise vom ehrenamtlichen Geschäftsführer Norbert Klein. In München stößt Inge Bell zu den Männern. Die Journalistin hatte bereits im Jahr 2000 im Weltspiegel über die dramatischen Zustände vor Ort berichtet. Sie werde erneut filmen und die Entwicklungen ­dokumentieren. „Mittlerweile sind wohl in den meisten der 230 bulgarischen Sozialeinrichtungen die Lebensumstände besser geworden“, freut sich Heidrich. „Ich habe immer auch versucht, auf politischer und behördlicher Ebene etwas zu bewegen.“

In den Jahren habe er allein sieben Gouverneure kennengelernt, denn die politischen Verhältnisse ändern sich in dem jungen EU-Mitgliedsland schnell. Bei baulichen Erweiterungen werden nur Zuschüsse gegeben und nicht mehr die Gesamtkosten getragen, betont Heidrich, denn ein Missbrauch der Spendengelder soll ausgeschlossen werden.

Paul Heidrich trägt seine Reisekosten selbst

Insgesamt leben die 120 Frauen jetzt unter besseren Bedingungen, manche sogar in Außenwohngruppen. Es gebe Rollstühle, bei schönen Wetter werden Ausflüge unternommen. „Bei einigen Frauen haben wir uns gefragt, wo ihre Behinderung liegt. Da mussten wir feststellen, dass sie, völlig gesund, mit ihrer Volljährigkeit vom Waisenhaus direkt in die Einrichtung gebracht wurden“, erinnert sich Paul Heidrich. Mit der Hilfe von Aktion Mensch konnten die durchweg ungelernten Betreuerinnen fachlich fortgebildet werden, Ergo-Therapeuten werden beschäftigt und bei Baumaßnahmen leite Heidrich persönlich die Vergabeverfahren, damit keine Mittel vergeudet werden – seine jeweiligen Reisekosten trage er natürlich selbst.