Mülheim. .
Anders als seinerzeit beim Bau der Hauptfeuerwache hat die Stadt in den Verhandlungen zum Verkauf und zur anschließenden Anmietung ihres Seniorenheims Haus Kuhlendahl nun noch rechtzeitig die Handbremse angezogen. Der geplante Deal mit dem Mülheimer Wohnungsbau ist geplatzt. Weil er sich für die Stadt nicht rechnen ließ.
Mehr Risiken als Chancen
„Das Geschäft hätte mehr Risiken als Chancen in sich gehabt“, sagte der Chef der städtischen Beteiligungsholding, Dr. Hendrik Dönnebrink, auf Anfrage. Dieser Zeitung liegt ein nicht öffentlicher Bericht für den Aufsichtsrat der Mülheimer Seniorendienste vor, der den Ausstieg aus den Verhandlungen zum Verkauf und Rückmietungsgeschäft mit dem MWB erläutert.
Dass die Seniorendienste den Verkauf von Haus Kuhlendahl überhaupt in Erwägung gezogen hatten, liegt im Debakel um die Sanierung der Senioreneinrichtung begründet. Die Sanierung für das große Haus mit 85 Betten war völlig aus dem Ruder gelaufen. Probleme gab es mit der Altbausubstanz, Mängeln in Planung und Bauausführung sowie einem Schimmelschaden im Dachgeschoss. Die Bauzeit verlängerte sich erheblich, der wirtschaftliche Kostenrahmen wurde um einen Millionenbetrag gesprengt.
Last der Kostenexplosion
Um die Seniorendienste von dieser Last der Kostenexplosion zu befreien, entschied sich die Stadt, die weitergehende Sanierung des Standortes nicht mehr in Eigenregie weiterzuverfolgen. Es fiel der Entschluss, den kompletten Standort an einen Investor zu verkaufen, damit dieser die weiterhin nötigen Investitionen (zweiter Bauabschnitt für betreutes Wohnen) in Angriff nimmt. Der Mülheimer Wohnungsbau zeigte sich interessiert; er wollte auf dem Areal zusätzlich Geld in den Bau einer Kita stecken, die Ersatz sein soll für die an Priesters Hof.
Das Gesamtpaket kann nun aber nicht geschnürt werden. Das Haus Kuhlendahl soll in städtischem Besitz bleiben. Grund hierfür ist, dass der Landschaftsverband Rheinland (LVR) nicht gewillt war, die dem ausgehandelten Mietmodell zugrundeliegenden Tagessätze zu refinanzieren.
Deal ließ sich am Ende für die Stadt nicht rechnen
Knackpunkt war unter anderem die Indexmiete: Die Mietkosten für das Haus von anfangs 642.000 Euro pro Jahr sollten über die Vertragsdauer von 25 Jahren an die Inflation gekoppelt werden, der LVR trägt aber nur die Hälfte davon. Zum anderen machte der LVR der Stadt für eine Refinanzierung der aus dem Ruder gelaufenen Sanierungskosten über die Miete zur Auflage, die 40 über die Wohnungsförderungsanstalt geförderten Plätze im Haus zu erhalten.
So ließ sich der Deal am Ende für die Stadt nicht rechnen. Kurzfristig hätten sich die Seniorendienste zwar von der Last der kostspieligen Sanierung befreien können, langfristig aber wäre das Risiko hoch gewesen, dass Mülheims künftige Generation draufgezahlt hätte.
Das gibt es mindestens schon bei der Hauptfeuerwache zu beklagen.