Mülheim. Stromkunden haben es nicht leicht: Es gibt zur Zeit viele Stromanbieter, die mit all ihren Bonuszahlungen und Sonderrabatten Kunden anlocken wollen - da ist das Vergleichen recht unübersichtlich. Die Verbraucherberatung Mülheim sammelt gerade alle Angebote und will Überblick schaffen.

Seit der Strompreiserhöhung kommen zunehmend mehr Menschen in die Verbraucherberatung. Sie sind in Not, haben zu einem vermeintlich günstigen Stromanbieter gewechselt – hohe Bonuszahlungen oder der unschlagbar günstige Preis waren zu verlockend. Oder man stellt fest, die Preisbindung galt zwar für ein Jahr, danach folgte aber eine umso saftigere Strompreis-Erhöhung.

„Die Erhöhungen belaufen sich teilweise auf 15 bis 18 Prozent. Wir sammeln zurzeit die Anschreiben der unterschiedlichen Anbieter, die bis zum Jahresende herausgegangen sind, versuchen uns einen Überblick zu verschaffen und die Rechtmäßigkeit zu prüfen. Die Fragen sind: Wurden nur die gesetzlich vorgeschriebenen Erhöhungen oder zu viel aufgeschlagen“, sagt Heike Higgen, seit 2007 Energieberaterin bei der Mülheimer Verbraucherberatung. Wenn die Ergebnisse vorlägen, würde man sie gerne veröffentlichen.

Häufige Wechsel gehen zurück

Der Vergleich einzelner Tarife sei jedoch extrem schwierig, da es pro Anbieter sehr unterschiedliche und mehrere gebe. Die Verbraucherberatung gibt ihren Kunden Tipps, worauf sie beim Wechsel achten sollten: Keine Vorauskasse leisten und Anbieter mit hohen Bonuszahlungen ignorieren, denn die wollen meist nur Kunden fangen und haben in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen verankert, dass man die Zahlung nicht bekomme, wenn man innerhalb eines Jahres kündige.

Auch eine Preisgarantie für zwölf Monate sei oft ein Lockangebot und zahle sich langfristig nicht aus. Kontakt sollten Kunden mit Anbietern direkt aufnehmen, nicht mit Internet-Maklern. „Wir stellen auch fest, das häufiges Wechseln weniger geworden ist und die ‘Geiz ist geil’-Mentalität nicht mehr so stark gilt.“

Zählerstand regelmäßig prüfen

Viele Kunden könnten nicht mehr einschätzen, was Strom koste. Das Bewusstsein, das Strom ein teures und kostbares Gute ist, nehme ab. „Wir raten dazu, den Zählerstand regelmäßig zu überprüfen, wir verleihen Stromprüfgeräte, um zu verdeutlichen, was die alte Kühl-Gefrierkombination, das Wasserbett oder der Riesenfernseher wirklich verbrauchen. Bei der Prüfung von Durchlauferhitzern solle ein Installateur eingeschaltet werden. Dieser sei in der Lage, den Warmwasserbereiter zu optimieren.

Die Kunden sollen lernen, ihr Verhalten zu hinterfragen und zu dokumentieren. „Da gab es schon das eine oder andere Aha-Erlebnis“, betont Heike Higgen.

Ein Argument vieler Besucher: „Der Zähler ist kaputt!“ bewahrheite sich fast nie. Die Expertin stellt fest, dass wenige Kunden „richtigen“, also gelabelten Ökostrom wünschen. Bei diesen Anbietern habe man bislang noch keine Reklamationen gehabt, da gebe es keine Dumping-Angebote, die Verbraucher zahlen gerne für den ökologischen Anspruch.

Die Schere geht weiter auseinander

Das Energieproblem bei den Verbrauchern wird in den kommenden Jahren eher noch zunehmen, ist sich Heike Higgen sicher. Denn die Energie-Preiserhöhungen seien in den Sozialsätzen nicht vorgesehen, die Hartz 4-Mittel würden nicht um 18 Prozent angehoben. Die Folgen: Die „Energiearmut“ wird größer, die gesellschaftliche Schere immer weiter auseinanderklaffen.

Die Rechtsberatung zum Thema Energie kostet 9 €, bei schriftlicher Tätigkeit kommen 16 € hinzu. Die Gebäude-Energieberatung ist im Haus möglich, ein unabhängiger Energieberater kommt aber auch raus, bewertet das Gebäude unter energetischen Aspekten und macht Vorschläge, wie die Energie-Bilanz verbessert werden kann. Mehr Infos unter Tel. 32025.