Mülheim.. RWE kündigt eine Preiserhöhung in der Grundversorgung an. Damit rutscht der Energiekonzern im aktuellen Preisvergleich auf verivox.de auf den vorletzten Platz. Momentan sind mehr als 100 Anbieter günstiger als RWE.

Nur noch ein Anbieter von mehr als 100 auf dem Mülheimer Markt ist teurer – so stellt sich Strom-Grundversorger RWE nach einer um zwei Monate zeitverzögerten Preiserhöhung im März im Preisrechner des Internet-Verbraucherportals Veri­vox.de. Der Energiekonzern rühmt sich derweil noch in einer Pressemitteilung, beim Strompreis nicht so viele Prozente draufgeschlagen zu haben, wie es die Konkurrenz aufgrund erhöhter staatlicher Abgaben im Durchschnitt zum Jahreswechsel getan habe.

Preiserhöhung in der Grundversorgung

RWE-Mitteilungen zu Stromtarifen, insbesondere zu Preiserhöhungen, haben für manchen etwas Galgenhumor in sich. So auch aktuell: Das RWE kündigt, nachdem es den Mülheimer Kunden in den Standardtarifen im November Preisstabilität bis ins neue Jahr hinein in Aussicht gestellt hatte, nun eine Preiserhöhung in der Grundversorgung zum 1. März an. Der Arbeitspreis wird um 2,8 Cent auf 28,98 Cent/kWh steigen (+10,7 %), der monatliche Grundpreis um 59 Cent auf 8,33 Euro (+7,6 %).

100 Anbieter sind günstiger

Mit der Erhöhung im Grundversorger-Tarif rutscht RWE im aktuellen Preisvergleich des Verbraucherportals Verivox.de gar auf den vorletzten Platz ab. Nur die Stadtwerke Uelzen (Niedersachsen) wagen sich mit einem Tarif auf den Markt, der teurer ist. Mehr als 100 Anbieter sind preisgünstiger als RWE. Wechselwillige Kunden in einem Zwei-Personen-Musterhaushalt und mit 2800 kWh Jahresverbrauch könnten laut Veri­vox.de bei einem Wechsel aus der Grundversorgung hin zu einem anderen Anbieter bis zu 233,30 Euro sparen. 212,40 Euro weniger wären es im Medl-Tarif „medl­strompur“. Auf WAZ-Anfrage gab Medl-Chef Gerd Bachmann auf diesen Tarif wie auf den Tarif „Doppelwatt (Kombi-Produkt Strom und Gas) gestern eine Preisgarantie „bis mindestens 30. Juni“.

Alternativangebote sind aber genauestens zu prüfen: Wie lange ist die Vertragsbindung? Unter welchen Bedingungen werden Boni ausgezahlt? Werden Preisgarantien gegeben und – wenn ja – auf welche Preisbestandteile?

Ehemalige Monopolstellung

RWE, vor der Liberalisierung alleiniger Platzhirsch in Mülheim, scheint noch gut von seiner ehemaligen Monopolstellung und einer weiter nicht sehr ausgeprägten Wechselbereitschaft der Kunden zu profitieren – jedenfalls erachtet es der Konzern offensichtlich weiter nicht für nötig, sich einem Preiswettkampf zu stellen. In Oberhausen, wo RWE nicht Grundversorger ist und um Marktanteile kämpft, sind besagte 2800 kWh im dortigen RWE-Tarif „SmartLine“ für mehr als 200 Euro beziehungsweise 23 % günstiger zu haben als in Mülheim.

Achtung bei neuem Fixpreis-Angebot

Gerne verstecken Anbieter wichtige Vertragsdetails im Kleingedruckten, RWE ist da keine Ausnahme: Auch beim neuen Tarif „RWE Strom 36max“ steckt der Teufel womöglich im Detail.

„Günstige Fix-Angebote sichern Tarife bis Ende 2015“, heißt es da in einer aktuellen Pressemitteilung des Konzerns, die nicht nur die Preiserhöhung im Grundversorger-Tarif ankündigt, sondern Kunden auch ein Fixpreis-Angebot anpreist. Mit Sternchen*, will heißen: So ganz „fix“ und unveränderbar ist der Tarif nicht, den RWE für die lange Laufzeit bis Ende 2015 anbietet. Ausgenommen von der Garantie sind Preisbestandteile wie Steuern, Abgaben und die EEG-Umlage.

Ohne Kündigung automatische Vertragsverlängerung

Was wird geboten? Ein Vergleich zum Grundversorger-Tarif „Klassik Strom“: Wer von dort aktuell zum Tarif „RWE Strom 36 max“ wechselt, zahlt bis März zunächst mehr, ab März stellt er sich dann aufgrund der Preiserhöhung im Grundversorger-Tarif um gut 1 Cent pro verbrauchter Kilowattstunde günstiger. Der Vertrag kann einseitig vom Kunden mit Frist von einem Monat jährlich gekündigt werden. Bleibt dies aus, verlängert sich der Vertrag automatisch um ein weiteres Jahr.

Bei einem Jahresverbrauch von 2800 kWh stehen 875,84 Euro auf der Endabrechnung. Laut Veri­vox.de sind derzeit auch hier 100 Anbieter zumindest so lange preisgünstiger als RWE in seinem Fix-Tarif, bis sie ihre Preise über das RWE-Maß hinaus erhöhen.