Mülheim. .
Leicht gestiegene Besucherzahlen bei umfassender Modernisierung des Hauses: So sieht die Bilanz 2012 des Mülheimer Cinemaxx aus. „Wir haben es in den beiden letzten Jahren zu einem der modernsten Multiplex-Kinos Europas gemacht“, betont Geschäftsführer Meinolf Thies, verschweigt aber nicht, dass es ein Kraftakt war.
Rund 481.000 Tickets wurden 2012 verkauft, das entspricht einer Steigerung von 2,5 Prozent gegenüber dem allerdings enttäuschenden Kinojahr 2011. Gemessen am deutschen Branchenschnitt, der eine Steigerung der Besucherzahlen um 4,2 Prozent ausweist, „haben wir in Mülheim etwas unterdurchschnittlich performt“, räumt Thies ein. Dennoch stellt ihn dieses Ergebnis augenscheinlich zufrieden, denn nicht nur populären Sportereignissen wie der Fußball-EM und den Olympischen Spielen musste man sich entgegenstemmen, sondern auch umfangreiche Renovierungsmaßnahmen meistern, bei laufendem Betrieb. Sechs volle Monate lang sei das Haus Baustelle gewesen, resümiert Thies, „teilweise sah es hier aus wie in ,Independence Day’“.
Ab Donnerstag Currywurst im Kino
Das komplette Foyer wurde neu gestaltet, in gediegenen Beige- und Grüntönen gestrichen. Bevor der anthrazitfarbene Teppichboden verlegt werden konnte, musste man rund 2500 qm Estrich sanieren, wobei der Vermieter Kosten in sechsstelliger Höhe übernahm. Im Eingangsbereich erstreckt sich nun eine 24 Meter lange Theke, an der man Getränke und Knabbereien bekommt. Ab Donnerstag rückt hier auch Currywurst auf die Karte, wie schon im Essener Cinemaxx, das Meinolf Thies ebenfalls führt.
Neu ist: Die Zuschauer gelangen in den Gastro-Bereich, bevor ihre Karten abgerissen werden, so dass man sich aufteilen kann, einer kauft Tickets, während sich der andere in die Popcorn-Schlange einreiht. Ein offenbar geschäftsförderndes System: „Unser Nebenumsatz hat sich seither um zehn Prozent erhöht“, berichtet Thies.
Auch wurden, wie von der Cinemaxx-Gruppe vorgeschrieben, sämtliche 3150 Sitze erneuert. Alles in allem, erklärt Thies, habe man seit 2011 rund 3,5 Millionen Euro in das Mülheimer Haus investiert: „Damit wollen wir uns auch an diesen Standort langfristig binden.“ Vor allem technische Neuerungen gingen ins Geld, zuletzt wurden alle Säle digitalisiert. Filme surren nicht mehr von der Rolle durch Projektoren, sondern werden als handliche Festplatten angeliefert und abgespielt. Bald wird das komplette Leinwandprogramm im Cinemaxx über einen zentralen Server laufen. Der letzte von ehemals sechs Filmvorführern verlor Ende Januar seinen Job.
Cine-Motion: Letztes Quartal 2012 lief „extrem gut“
Ein klares Besucherplus im Jahresrückblick 2012 vermeldet auch das Cine-Motion im Forum. Genaue Zahlen darf Theaterleiterin Heike Naumann zwar nicht veröffentlichen, schwärmt aber insbesondere vom letzten Quartal, das „extrem gut“ gelaufen sei: „Wir hatten von Oktober bis Dezember einen Zuwachs gegenüber dem Vorjahr im zweistelligen Prozentbereich.“ Sie führt dies auf attraktive Filme zurück: „Ice Age 4“, Bond, „Hobbit“, womit auch schon einige der erfolgreichsten Titel des Jahres im Cine-Motion genannt wären.
Auch 2013 ist in diesem Multiplex-Haus mit 1800 Plätzen in acht Sälen vielversprechend gestartet, dank gut besuchter Streifen wie „Django Unchained“, „Fünf Freunde 2“ oder „Kokowääh 2“. Kinoleiterin Heike Naumann blickt optimistisch ins Jahr: „Ich denke, dass es so weitergeht.“ Denn einige publikumswirksame Neustarts stünden an, demnächst der Steinzeit-Animationsspaß „Die Croods“, auf den das Cine-Motion große Hoffnungen setzt, denn vornehmlich Kinder, Jugendliche, Familien gehen hier ins Kino. „Die Croods“ starten am 21. März, pünktlich zu den Osterferien, in denen das Cine-Motion zusätzliche Vormittagsvorstellungen anbietet: Ab Karfreitag bis zum Ferienende öffnet das Kino dann täglich schon ab 11.30 Uhr.
Das Jahr 2013 wird auch hier eine komplette Umrüstung aller Säle auf digitale Technik bringen, die bislang erst in zwei der acht Kinos vorhanden ist. Der Filmvorführer des Hauses wird nach Ansicht von Heike Naumann aber auch künftig noch gebraucht, nur dass sich seine Aufgaben stark verändern: „Er muss die Maschinen warten, Daten pflegen, die neue Technik ist so anfällig. . .“
Rio-Kino: Neun Prozent Besucherzuwachs
Filme für Erwachsene, anspruchsvoll, nicht anrüchig, darauf konzentriert sich das kleinste Mülheimer Lichtspielhaus: das Rio im Medienhaus mit 80 Sesseln im einzigen Saal. Kinder oder Jugendliche sitzen hier selten.
Das Rio gehört zur Essener Filmkunsttheater GmbH, deren Geschäftsführerin Marianne Menze sich über ein „positives Jahr“ freut: „Wir hatten ein Besucherplus von mehr als neun Prozent.“ Die absoluten Zahlen bleiben allerdings Betriebsgeheimnis.
Wie überall, werden auch im Rio bis Ende 2013 die Projektoren ausrangiert, Filme statt von der Rolle nur noch über Festplatte laufen: „Daran kommt kein Kino vorbei“, stellt Marianne Menze klar, betrachtet die Digitalisierung aber auch als Chance, vor allem für kleinere Häuser. Denn künftig ließen sich Kopien viel kostengünstiger herstellen, also auch mehr davon produzieren und in den Verleih bringen. „Für kleinere Kinos, die sonst leer ausgehen würden, wird es dann sicher leichter, an bestimmte Filme zu kommen.“
Eine Investition in die dritte Dimension steht am Synagogenplatz dagegen auch mittelfristig nicht an. „Bei dem Programm, was wir im Rio spielen, wird 3D-Technik sicher auch in den nächsten Jahren noch kein Standard werden“, meint Kinochefin Menze.