Mülheim.

Die Ganztagsschule ist für viele ein Erfolgsmodell: Gebhard Lürig, Leiter der Realschule Stadtmitte, erklärt warum.

Seit wann gibt es bei Ihnen den Ganztag?

Gebhard Lürig: Seit dem Schuljahr 2009/10. Er wird bisher in den Jahrgängen 5 bis 8 realisiert.

Wie ist er organisiert?

Lürig: Wir haben den gebundenen Ganztag, d. h.: Alle Schüler haben in der Regel an drei Tagen vormittags und nachmittags Unterricht und dazwischen eine 60-minütige Mittagspause. Der Dienstag ist ein Kurztag, am Nachmittag können aber AGs wie etwa Koch-, Töpfer- oder Speed Stacking-AG besucht werden, die zum Teil von außerschulischen Partnern wie dem Diakonischen Werk angeboten werden.

Welche Fächer werden nachmittags unterrichtet?

Lürig: Alle, wobei wir versuchen, schriftliche Fächer wie Mathe, Deutsch und Englisch davon auszunehmen. Neben dem Unterricht laut Stundentafel haben wir Forder- und Förderkurse, in denen jeder Schüler in Kleingruppen seine Schwächen beheben oder seine Stärken herausarbeiten kann. Weiter gibt es ein Werkstattpflichtangebot, nach Jahrgängen geordnet - eine MINT-Werkstatt im 7., eine Kultur-Werkstatt im 8. und eine Sozial-Werkstatt im 9. Jahrgang.

Werden alle Hausaufgaben in der Schule erledigt?

Lürig: Ja, in den Arbeitsstunden. Ausnahmen bilden das ­Vokabellernen und das Lernen von Formeln oder - in höheren Klassen - das Anfertigen von Referaten. Vor Arbeiten wird auch mal zu Hause gelernt.

Ist Eltern-Hilfe nötig?

Lürig: Höchstens beim Vokabel-Abhören und beim Üben vor Klassenarbeiten. Wir freuen uns aber, wenn Eltern sich in den Arbeitsgemeinschaften oder in Gremien engagieren.

Wie finden Lehrer und Schüler den Ganztag?

Lürig: Sie mussten sich umgewöhnen. Für die Lehrer ist die Arbeit durch die Ausweitung des Stundenplans nicht einfacher geworden. Sie bringen viel Engagement mit, um auch in einer achten Stunde noch adressatengerecht zu unterrichten. Bei den Schülern versuchen wir, durch den Wechsel von Spannung und Anspannung in der Stundenfolge den Tag stressfrei zu strukturieren. Sie schätzen es, in der Freizeit unter Betreuung von Sozialpädagoginnen zu spielen.

Hat der Ganztag also Vorteile?

Lürig: Er verschafft den Schülern zusätzliche Lern- und Freizeit. Lernschwächere Schüler bekommen zusätzliche Hilfen, Lernstärkere zusätzliche Anregungen, so dass der Schulerfolg für jedes Kind sicherer wird. Schule wird zu einem Haus des Lernens, in dem man sich wohl fühlt. Der gebundene Ganztag ist für uns die richtige Antwort auf eine immer heterogenere Schülerschaft.