Mülheim. .

Die Stenografen der Verwaltung hatten am Montagabend gute eineinhalb Stunden allerhand zu notieren: Bei der Bürgerversammlung zur Nahverkehrsplanung mit den Gutachtern aus dem Büro Stadtverkehr (Hilden) konnten Mülheimer nach der Bürgerbeteiligung im November 2011 erneut Anregungen und Kritik am ÖPNV-Angebot loswerden. Sie sollen Berücksichtigung finden in den Überlegungen von Gutachtern, Stadtverwaltung und Politik, die am Ende entscheiden soll, was künftig von der MVG im Bus- und Bahnverkehr anzubieten ist.

Gutachter Jean-Marc Stuhm wiederholte eingangs der Veranstaltung seine wesentliche Kritik daran, dass den Straßenbahnen in Mülheim nur unzureichend zugearbeitet werde. Werde das Busliniennetz besser als Zubringersystem zum Schienenverkehr organisiert, könnten die Straßenbahnen mit deutlich mehr Fahrgästen unterwegs sein, ist Stuhm überzeugt. Das Busliniennetz sei in seiner Funktionsweise intransparent und lasse sich schlecht vermarkten. Es gebe zu viel Parallelverkehr von Bahn und Bus.

Bessere Koordinierung gefordert

Viele der anwesenden rund 70, 80 Bürger lieferten dem Gutachter Futter für diese Einschätzung. Eine Bürgerin aus Heißen äußerte etwa ihr Unverständnis, dass der Bus 138 wochentags nicht wie am Wochenende um Minuten versetzt verkehrt, um einen optimalen Anschluss zur U 18 zu schaffen.

Ein Bürger aus Styrum bemängelte, dass es an der Zentralen Haltestelle Stadtmitte seit deren Bau erhebliche Mängel bei Anschlussverbindungen im Straßenbahnnetz gebe. Er präsentierte eine Liste mit Umsteigebeziehungen, mit Wartezeiten oft von 30 Minuten und mehr in den Abendstunden. Eine bessere Koordinierung sei dringend geboten, um attraktiver zu sein.

Nahverkehr nicht weiter kaputt sparen

Ferner brachten Bürger altbekannte Kritikpunkte an: unzureichende Barrierefreiheit, mangelhafte Sauberkeit und Zuverlässigkeit. Eine Dame aus der Stadtmitte beklagte, dass sie auf an die MVG gerichtete Verbesserungsvorschläge „selten eine Antwort bekommen“ habe. Warum, fragte ein langjähriger ÖPNV-Nutzer aus Holthausen, habe die MVG vor einigen Jahren bloß ihren Fahrgastbeirat aufgelöst? Er mahnte, den Nahverkehr nicht weiter kaputtzusparen, forderte bessere Verbindungen zwischen den Stadtteilen.

Andere gaben dem Gutachter mit auf den Weg, dass auch die Verbindungsqualität in Nachbarstädte stimmen müsse. Lothar Ebbers vom Fahrgastverband Pro Bahn unterstützte das, fragte sich aber eben auch, warum etwa der Bus 134 seine Endstation so häufig am Friedhof Broich habe. Er könne doch attraktiver sein, fahre er beständig bis Saarn.