Mülheim..

Verrostete Fahrräder, Essensreste, Uringestank – das ist es, was Besucher als erstes von Mülheim sehen – und riechen. Zumindest wenn sie den Hauptbahnhof durch den Hinterausgang verlassen. Rund um den Parkplatz an der Parallelstraße, unter dem Tourainer Ring gelegen, sammelt sich in den Ecken der Müll.

Dort stinkt es nach Urin, da Wildpinkler und viele der Taxifahrer ihre Notdurft in den Gebüschen verrichten. Die eigentliche Sauerei, findet WAZ-Leser Heinrich Barkhoff, sei aber, „dass die Stadt dort keine mobilen Toiletten aufstellt.“ Vor allem vor dem Hintergrund, dass es im Bahnhof immer noch kein öffentliches WC gibt.

Heinrich Barkhoff möchte „eine Lanze brechen“. Für die vielen Taxifahrer, die täglich auf dem Parkplatz auf Kundschaft warten müssen und nicht wissen, wohin mit ihrer Notdurft. „Das sind auch nur Menschen.“ Und wenn diese keine nahe gelegene Austrittsmöglichkeit finden, seien sie gezwungen, wild zu pinkeln. Die nächste Toilette befindet sich im angeschlossen Einkaufszentrum Forum, viel zu weit entfernt, wie der Leser und auch die befragten Taxifahrer finden.

Nicht nur Wildpinkeln, auch Wildcampen sei unter der Nordbrücke ein Problem. Die Folgen seien für jeden sichtbar und prägen das Bild der Stadt: Verrottete Matratzen und Müll, der auch die Ratten anzieht. Mülleimer wurden bereits angebracht, doch: „Auf jeder Baustelle gibt es Dixie-Toiletten oder ähnliches. Warum nicht auch hier?“

Mobile Toilette zu teuer

„Das ist eine Kostenfrage“, erklärt Stadtsprecher Volker Wiebels. Die Aufstellung von Dixie-Toiletten sei eine freiwillige Aufgabe, die Mülheim als Nothaushaltskommune nicht übernehmen dürfe. Zudem sei es Aufgabe des Taxi-Verbandes, mobile Toiletten für seine Mitglieder anzuschaffen und zu unterhalten. Zu wenig stille Örtchen – auch an anderen Orten in der Stadt sei das ein Problem, so Wiebels. Aber: „Wir können nicht an allen Stellen Toiletten aufbauen.“ Dass es stinkt und dreckig ist, sei indes ein bekanntes Problem. „Der zentrale Außendienst kontrolliert dort regelmäßig.“ Auch die Matratzenlager, auf denen Obdachlose unter der Nordbrücke schlafen (wir berichteten), würden regelmäßig geräumt und auf Stadtkosten entsorgt. Doch: „Ein paar Tage später liegen sie dort wieder.“

Lichtblick

Ein Lichtblick für Taxifahrer und auch alle anderen Bahnhofbesucher: Bis Ende des Jahres soll die Toilette im Bahnhof für die Benutzung bereit stehen, versprach die Deutsche Bahn bereits im vergangenen Jahr auf WAZ-Nachfrage.

Über eine Übergangslösung, etwa eine Dixie-Toilette, hätten sich Kalkan Tuncay und seine Kollegen trotzdem gefreut. Der Taxifahrer sagt, dass er in dringenden Fällen das Klo eines benachbarten Geschäfts auf der Eppinghofer Straße benutze. Doch könne er seine Kollegen verstehen, die meist die hinteren Ecken des Parkplatzes zum Pinkeln nutzen.

Das riecht man. Nicht nur im Sommer. „Über ein Dixieklo würden nicht nur wir uns freuen, sondern auch alle anderen Bürger“, meint Tuncay. Aber dass der Taxiverband sich darum kümmern soll, finden er und seine Kollegen nicht richtig. „Eine solche Toilette würden doch nicht nur wir nutzen, die wäre doch für alle da.“ In jedem Bahnhof gebe es ein WC, nur in Mülheim nicht. Dies sei bereits seit langem ein Thema unter den Fahrern. Genau wie am Post-Parkplatz, „auch da gibt es keine.“

Kalkan Tuncays Kollege reckt seinen Arm aus dem Autofenster und zeigt zum Eingang herüber. „Wir sind hier in einer Großstadt. Und da hängt noch nicht einmal ein Schild ‘Hauptbahnhof’.“ Auch dieses soll bis Ende 2012 angebracht werden, ließ die Bahn bereits verlauten.