Mülheim..
Die zentralen Anlaufstellen für Asylbewerber in NRW sind überfüllt. Die Dortmunder Auffangstation musste nun geschlossen werden. Sie ist eine der ersten Stationen für Flüchtlinge, die von dort aus auf die Kommunen verteilt werden. Die steigende Zahl von Menschen, die Asyl suchen, ist auch in Mülheim spürbar. Erstmals seit Jahren stieg die Zahl der zugewiesenen Flüchtlinge in den Sommermonaten spürbar an.
Bisher gab es ein Auf und Ab: Im Winter kamen mehr Asylbewerber, sobald es wärmer wurde, sank die Zahl. Danach sah es erst auch diesmal aus. Ende Dezember 2011 waren 163 Flüchtlinge in Mülheim untergebracht, Ende Januar 177 und dann wurden es stetig weniger. Bis Mai sank die Zahl auf 152 – nur um dann unerwartet wieder zu steigen: Ende Juni verzeichnete Peter Sommer, Teamleiter der Zentralen Wohnungsfachstelle der Stadt, 171 Flüchtlinge. Ende Juli waren es 182 und Ende August (Stand: 28.8.) 185. Wie sich das im September entwickelt. . . Eine Prognose wäre pure Spekulation.
Infrastruktur ausgedünnt
Eben das stellt die Stadt vor logistische Probleme, denn das Wohnungsangebot wurde nach Jahren mit niedrigen Flüchtlingszahlen ausgedünnt. Gab es im Jahr 2005 noch 19 stadteigene Objekte, in denen Menschen untergebracht wurden, waren es 2008 nur noch fünf. Inzwischen sind es vier. „Natürlich kann man rückblickend sagen: Hätten wir die Liegenschaften mal behalten“, sagt Sommer, „aber die Gebäude standen leer.“ Mit Blick auf die Stadtfinanzen habe man die Häuser verkauft. Nun behilft man sich mit angemieteten Wohnungen. Vier sind es aktuell.
Die sind als Reserve nötig. Meist bleiben nur wenige Tage, bis die Menschen Mülheim erreichen. Viele stammen nach wie vor aus Mazedonien, Montenegro und Serbien – Länder, für die die Visumspflicht 2009 aufgehoben wurde. „Syrer sind in Mülheim nicht so stark vertreten“, sagt Peter Sommer und kann nur für den Moment sprechen. Denn wie sich die Schließung der Dortmunder Anlaufstelle auswirkt, ist nicht absehbar: „Es kann sein, dass sich die Quotenverteilung an die Städte verändert.“
Nicht nur Übergangsheime überfordert
Doch nicht nur die Übergangsheime sind mit der steigenden Zahl der Asylbewerber überfordert, weiß Sommer: „Auch die Stellen, die über die Anerkennung entscheiden, sind überlastet.“ Das Verfahren kann Monate dauern. Und es gibt keine Begrenzung, wie oft ein Mensch Asyl beantragen kann. „Diese Wiederholungsfälle sind ein Punkt, der von übergeordneter Stelle reglungsbedürftig wäre“, sagt Sommer, der wie viele Fachleute der Meinung ist, dass es oft finanzielle Gründe für die Einreise gibt: Im Juli urteilte das Bundesverfassungsgericht, dass Flüchtlinge und andere Menschen ohne dauerhaftes Aufenthaltsrecht mehr Geld bekommen. Auch wenn es keine „Rückkehrbeihilfe“ mehr gebe, sagt Sommer, „ist das für viele ein wirtschaftlicher Anreiz“. Dennoch will er keineswegs alle pauschal abstempeln: „Es gibt noch genug Menschen, die vor Armut und Verfolgung zu uns fliehen.“