Mülheim. .
12.000 Euro – das ist die stolze Bilanz, die das eifrige Team des Stift-Straßenfestes in diesem Jahr zu neuen Leistungen antreibt. So viel Geld haben die Helfer mittlerweile für das Tiergehege am Witthausbusch gesammelt. Am Samstag stand die zwölfte Auflage des beliebten Nachbarschaftsfestes am Kahlenberg an und zog zu Spitzenzeiten am Abend rund 350 bis 400 Besucher an – trotz der sommerlichen Hitze.
Zwar konnte Sprecher Dr. Ulrich Tigges gestern noch nicht verraten, über wie viel monetäre Unterstützung sich die Verantwortlichen des Tiergeheges freuen dürfen – sein 30-köpfiges Team und er bauten bei unerträglichen 38 Grad wieder alles ab –, aber der Fressnapf am Witthausbusch dürfte damit sicherlich eine lange Zeit gefüllt werden können.
Ein fester Termin im Jahr
Angefangen hat alles 2001 in einem Hinterhof, erzählt Ulrich Tigges lachend. „Es gab ein paar Nachbarn auf der Stiftstraße, die sich gern kennenlernen wollten.“ Schon bei der zweiten Auflage ließ man die Straße sperren und seither habe sich das Fest zu einer Tradition im Viertel entwickelt. Ein fester Termin im Jahr, 30 ehrenamtliche Helfern und Nachbarn, die mit Kuchenspenden etwas beisteuern – so lautet das Rezept an der Stiftstraße, das man auch außerhalb des Kahlenbergs mit Bewunderung und Anerkennung aufnimmt. Aber woher kommen die Begeisterung und das Gemeinschaftsgefühl, in dieser von Eigenheimen dominierten Wohngegend?
„Uns hat die Lage super gefallen“
15.30 Uhr am Samstag an der Stiftstraße. Noch ist noch nicht viel los, die Straßensperre steht, Menschen tragen Frischhalteboxen oder mit Alufolie überzogene Kuchenplatten zum Büfett. Ulrich Tigges baut den Grill auf, er prophezeit, dass es ziemlich voll werde. Noch ist davon aber nichts zu sehen.
Keine fünf Minuten später herrscht reger Betrieb an der Kaffeetafel. Vor allem die älteren Bewohner des Viertels oder Familien machen es sich zu diesem Zeitpunkt auf den Bierzelt-Garnituren unter den schattigen Zelten gemütlich. Dazu gesellt haben sich auch Katherina Schaa (33) und ihr Mann Tahar (41). Kennen tun sie niemanden – noch nicht. „Wir sind neu zugezogen und wohnen seit zwei Monaten an der Dimbeck“, erzählt das Pärchen.
Dieses Wir-Gefühl macht das Fest aus
Zwei Kuchen haben die Neulinge gestiftet: einmal Pflaume, einmal Aprikose. Vorher wohnten beide an der Friedensstraße. „Wir wollten in Mülheim bleiben und die Lage hat uns super gefallen“, erzählt er. Viel Arbeit habe man zwar bei der Sanierung des Eigenheimes gehabt, aber dafür habe man es schön. Fühlten sich die beiden anfangs etwas fehl am Platze, unterhalten sie sich später angeregt mit ihren Sitznachbarn.
Auch die Heißenerin Madalena Haufe schätzt die unkomplizierte Kontaktaufnahme, das Wiedersehen mit alten Bekannten, obwohl sie gar nicht mal im Viertel wohnt. „Man sieht dort immer Leute, die man sonst im ganzen Jahr nicht trifft“, erzählt sie lachend. Die Hitze habe sie nicht abhalten können, ferner arbeite ihr Bruder im Helfer-Team mit. Dieses Wir-Gefühl in der Nachbarstadt, sagt Ulrich Tigges, mache das Fest aus. „Großartig Werbung brauchen wir auch nicht machen, die Menschen kommen von selbst“, sagt der 54-Jährige.
Überschuss geht an das Tiergehege
Alles, was nach Abzug der Kosten übrigbleibt, spenden die Stiftsstraßenbewohner an das Tiergehege. Der gemeinnützige Zweck hilft den Bürgern auch im Umgang mit der Stadt, die Einrichtung der Straßensperre kostet etwa deutlich weniger, als bei einem Fest mit kommerziellen Interessen. „Es ist etwas Besonderes, wenn eine Stadt so ein Tiergehege vorhält. Wir in der Nachbarschaft können uns mit der Aufrechterhaltung dieses Angebots für Kinder identifizieren“, sagt Tigges. Seine Mitstreiter nicken. Es gilt nicht nur jetzt, sondern auch für die Zukunft.