Mülheim. .

Bei den Fans heißt sie immer noch „Gitte“, obwohl die zierliche Dänin seit den Achtzigern zum Zeichen ihrer Emanzipation mit ihrem vollen Namen auftritt. Rund 1100 Besucher sind am Samstagabend mit großen Erwartungen an Gitte Hænning ins Schloß Broich gekommen: „Sie soll ihre alten Hits spielen“ und „Wir sind gespannt auf die Jazzmusik“. Erinnerungen werden wach, ein Großteil des Publikums ist im Alter der Sängerin, die mit Rex Gildo in den sechziger Jahren DER Star am deutschen Schlagerhimmel war. Die 66-Jährige mit dem verschmitzten Lächeln wird allen Erwartungen gerecht. Gemeinsam mit ihren großartigen Musikern präsentiert sie einen Querschnitt durch die Musikgenres, Pop, Rock, Swing, Jazz und Folklore, und stellt ihre letzte CD „Was ihr wollt“ vor.

Dänische Tanzlieder, Pop und Rock

Mit dem Hit von 1983 „Lampenfieber“ legt sie los, dann folgt ein dänisches Tanzlied. Sehr entspannt und herzlich nimmt sie das Publikum mit auf eine anderthalbstündige Reise durch ihr Leben, redet über die Bedeutung ihrer Texte und gibt Anekdoten zum Besten. Sehr lustig ist, wie sie in gutem deutsch mit ihrem unverkennbaren skandinavischen Akzent erzählt, wie sie als Teenie auf Marlene Dietrichs Schoß gesessen hat. Die Menschen strahlen, singen und scheinen selig. Sie gehen mit, tanzen zu Swing-Klassikern und sind einfach nur begeistert.

Sympathisch auch, wie sie ihre Musiker vorstellt, die von Song zu Song zwischen elektronischen und akustischen Instrumenten wechseln. Die erste Hälfte ihres Auftritts ist den großen Hits gewidmet, in der zweiten wird es internationaler, jazziger, rockiger. Sie interpretiert Klassiker wie „Ol’ Man River“ oder Bob Dylans „Blowin’ in the Wind“. Obwohl sie vorwiegend auf einem hohen Hocker sitzt und die Texte abliest, überzeugt der weiß gekleidete Star durch seine wunderbare und vielseitige Stimme. Bestens gelaunt bedankt sich Gitte beim Publikum und darüber, dass sie den Abend zusammen mit Julia Neigel gestalten durfte.

Julia Neigel tritt ganz in Schwarz auf: attraktiv mit Korsage, Spitzenminirock und Spitzenstrümpfen. Die stimmgewaltige Sängerin wird begeistert willkommen geheißen. Mit außergewöhnlicher Bühnenpräsenz hat die 46-Jährige ihre Zuhörer bereits nach fünf Minuten im Griff, überzeugt das Publikum mit Liedern ihrer neuen CD „Neigelneu“ und den wiederholten Fragen „Geht es euch auch wirklich gut?“. Die energiegeladene Künstlerin gibt mit ihren großartigen Musikern alles und liefert ein hochprofessionelles, emotionales Konzert, bei dem die Menge voll auf ihre Kosten kommt.

Herrliches Wetter

Inge Kammerichs kann den musikalischen Abend als Gastgeberin ebenfalls voll genießen: „Ich bin froh und glücklich, dass wir diese beiden großen und äußerst netten Künstlerinnen zusammen bekommen konnten und das Wetter so herrlich ist! Das ist immer unsere größte Sorge, deswegen buchen wir sicherheitshalber auch die Stadthalle für den Fall, dass schlechtes Wetter angesagt ist,“ bekennt die MST-Chefin, für die die Tage vor dem großen Konzertwochenende immer so aufregend sind wie in Kinderzeiten die Zeit vor Weihnachten. Sie betont, dass die Konzerte ohne das Sponsoring der Mülheim Partner nicht denkbar wären. „Die Leistung unserer Partner ist eine feste Größe, die man in Zeiten knapper Kassen nicht hoch genug schätzen kann.“ Das Schloß Broich bietet wieder einmal die perfekte Kulisse für einen gelungenen Konzertabend.

Es wird gegessen und getrunken, am Kaffeewagen bilden sich Schlangen. Die Tische sind voll besetzt, viele Besucher sind gekommen, um mit Freunden und Familie den Abend zu genießen. Poffertjes, Würstchen und Flammkuchen scheinen allen zu schmecken.