Mülheim. .

Man sieht den Teich vor lauter Bäumen nicht. Und so weisen die Spaziergänger alle den Weg weg von der Mitte. „Gehen Sie lieber rechts lang“, rät ein Anwohner, „der Teich links ist zugewuchert, da kann man nicht schön sitzen.“ Ein junger Mann, der zwei Hunde an der Leine führt, ist gar sicher: „Es gibt nur einen Teich. Der ist da oben. Hier unten ist nichts.“

Dabei muss er sich nur einmal umdrehen, um das Schild zu sehen: Umgestaltung des mittleren Horbachteiches. Das Gewässer selbst ist hinter dem Bewuchs fast komplett verborgen, seitdem das Amt für Verkehrswesen und Tiefbau ihn renaturiert hat. An eben dieser Maßnahme scheiden sich in Dümpten die Geister.

Ein bisschen zu natürlich

Gisela Siepmann ist an diesem sonnigen Sommertag die einzige, die die Ortsunkundige zum mittleren Teich im Horbachtal leiten kann. Ihr Enkelkind schiebt sie gerade im Kinderwagen über den Weg. Ein Spaziergang ist es, wie sie ihn fast jeden Tag macht – doch es gefällt ihr immer weniger. „Es verkommt alles“, wertet sie und weist auf den Bewuchs rund um den Teich.

„Die Orchideen mögen ja noch ganz schön aussehen, aber dieses Brennnesselzeug ist furchtbar. Außerdem verschlammt alles.“ Früher seien auf den Teichen Enten geschwommen, die man füttern konnte, „heute ist hier nichts mehr und man sieht ja auch nichts mehr“. Dabei sei das Horbachtal „ein wichtiges Naherholungsgebiet“ in Dümpten.

Das weiß auch Heike Rechlin-Wrede. Die Bezirksbürgermeisterin hat schon öfter Beschwerden dieser Art gehört, und in der Bezirksvertretung 2 war der Teich bereits des öfteren Thema – und nach den Sommerferien soll er auch wieder auf die Tagesordnung kommen. Denn die Umgestaltung wurde einst in eben jenem Gremium beschlossen. Natürlicher, so das damalige Ziel, sollte der Teich gestaltet werden, der Umwelt zuliebe und das sei ja auch grundsätzlich gut, aber...

„Es ist vielleicht ein bisschen zu natürlich geworden“, räumt Heike Rechlin-Wrede ein. Sie hat sich darüber schon Gedanken gemacht: „Meine persönliche Zielsetzung ist, den Bereich für die Bevölkerung offener zu gestalten.“ Ihre Partei, die SPD, will einen entsprechenden Vorschlag einbringen, Genaues ist jedoch noch nicht spruchreif. „Wir müssen darüber erst in Ruhe reden – mit der Fraktion und der BV“, sagt die Bezirksbürgermeisterin Nach dem Sommer will man mehr wissen.

Wohl gezielter Vandalismus

Auch für das Amt für Verkehrswesen und Tiefbau ist die Umgestaltung noch nicht abgeschlossen – was jedoch nur am „massiven Vandalismus“ liegt, mit dem die Stadt dort laut Kai Fischer, stellvertretender Teamleiter im Amt, zu kämpfen hat. Der Unmut der Dümptener, er zeigt sich mutmaßlich in gezielter Zerstörung, anders kann sich Fischer nicht mehr erklären, was dort wieder und wieder geschieht: Da werden im Zwei-Wochen-Rhythmus Bäume herausgerissen und Böschungen zerstört.

Denn die Renaturierung, die im Winter 2007/2008 gemeinsam mit der Biologischen Station Westliches Ruhrgebiet geplant wurde, begründet sich darin, dass der Horbach um den Teich herumgelegt wurde. „Dadurch“, erläutert Kai Fischer, „wird er beruhigt, und das Stillgewässer kann sich brillant entwickeln.“ Doch immer wieder buddeln Unbekannte Verbindungen zwischen Bach und Teich, so dass in das Stillgewässer wieder Bewegung kommt.

Die Stadt plant nun, Schilder aufzustellen, um die „Maßnahme zu erläutern und die Akzeptanz in der Bevölkerung zu erhöhen“. Immerhin habe die Stadt die Zielvorgabe, den Teich natürlicher zu gestalten, von der Politik bekommen. „Die Menschen denken immer an gestaltete Parkteiche“, weiß Fischer. Letztlich müsse man sich entscheiden, was man wolle: Enten füttern und die Hunde im Teich schwimmen lassen oder der Natur Raum lassen. Diese Alternativen werden wohl weiter diskutiert werden.