Mülheim.. Neuer Dienstwagen trotz hoher Verschuldung? Das wollte die Mülheimer Oberbürgermeisterin Mühlenfeld dem Flughafen-Chef Eismann offenbar nicht erlauben. Dieser plante, seinen Audi A4 durch einen neuen Q5 zu ersetzen. Ein persönliches Schreiben an das Stadtoberhaupt war an die Öffentlichkeit gelangt.

Reiner Eismann, Chef des Flughafens Essen/Mülheim, gehört zu den Menschen, die wirtschaftlich gut gestellt sind: Das Jahreseinkommen liegt bei 100.000 Euro, es gab Boni-Zahlungen am Ende Jahres – und einen Dienstwagen, einen Audi A 4. Soweit so gut, auch wenn mancher in der Politik angesichts der wirtschaftlichen Lage des Flughafens bei Boni-Zahlungen die Faust in der Tasche ballte.

Wie sich jetzt herausstellte, wollte der Geschäftsführer allerdings mehr – einen anderen Dienstwagen. Den bekam er nicht, dafür dürfte Ärger ins Haus stehen. In einem internen Schreiben, das der WAZ vorliegt, wendet sich Eismann an „Liebe Dagmar“, die Oberbürgermeisterin und Aufsichtsratsvorsitzende des Flughafens – die persönliche Vertrautheit geht auf eine jahrzehntelange Bekanntschaft zurück – und teilt ihr mit: „Ich plane anstelle des jetzigen Audi A4 einen Audi Q5 anzuschaffen.“ Ein Dienstwagen steht ihm vertraglich zu, der alte ist zu dem Zeitpunkt drei Jahre alt und hat 115.000 Kilometer gelaufen, von daher ein berechtigtes Anliegen.

Neuer Audi Q5 trotz 700.000 Miesen jährlich

Doch Eismann weiß auch, dass der Flughafen, getragen von den Städten Mülheim und Essen sowie dem Land, jährlich an die 700.000 Euro Miese macht, die der Steuerzahler ausgleicht. Er weiß auch, dass insbesondere aus der Mülheimer Politik und der Nachbarstadt Essen der verstärkte Appell kam, endlich mehr zu sparen und er weiß auch, dass der Flughafen ein Auslaufmodell ist. Die politisch gesetzte Direktive lautete daher auch: Investitionsstopp, nur noch sicherheitsrelevante Investitionen dürfen getätigt werden.

Aber wie bekommt man in so einer Situation einen Dienstwagen durchgesetzt? Anders als früher, so der Plan von Eismann, sollte der neue Wagen von der Flughafengesellschaft nicht mehr erworben, sondern finanziert oder geleast werden. Gleichzeitig werde dadurch vermieden, bei den Beratungen um den Investitionsplan 2012 eine entsprechende Position ausweisen zu müssen, so der Flughafen-Chef an die OB.

„Eine Diskussion um gerade derzeit in der Kritik stehende Investitionsvorhaben lassen sich so vermeiden.“ Der Dienstwagen, so der Vorschlag Eismanns, sollte unter „Betriebskosten“ oder „in Zinsen“ in größere Beträge eingehen. Im Aufsichtsrat wollte er kurz darauf hinweisen „dass die Beschaffung eines neuen Dienstfahrzeuges im Wirtschaftsplan berücksichtigt sei. Er hoffe, „dass keine Diskussion entsteht“.

OB und Aufsichtsrat pfiff Eismann zurück

Gegenüber der WAZ zeigte sich Eismann empört: Schreiben zwischen ihm und der Aufsichtsratsvorsitzenden hätten in der Öffentlichkeit nichts zu suchen. Im übrigen habe er den Audi Q5 nicht ernsthaft geplant. Dass aus dem neuen Auto nichts wurde, hat auch mit der Reaktion der OB und Aufsichtsratsvorsitzenden zu tun. Platt ausgedrückt: Sie hat ihn zurückgepfiffen.

Aus der Politik kommen erste Reaktionen: „Hier liegt der eindeutige Versuch vor, die Politik bewusst hinters Licht zu führen“, war gleich mehrfach zu hören. Der Fall zeige, wie kompliziert Kontrolle geworden sei. Die Lage am Flughafen, äußern Ratsvertreter, sei ohnehin schwierig genug.