Mülheim.

Der Selbstversuch einiger Styrumer Bürger im Viertel an der Hohe Straße war beeindruckend: Mit 14 Pkw simulierten sie kürzlich, was passiert, wenn viele Autos nahezu gleichzeitig in und aus der Hohe Straße abbiegen wollen. Das Ergebnis war: ein rund 300 Meter langer Stau, der sich über die Steinkampstraße bis zur Kreuzung Friesenstraße zog.

„In alle Richtungen, auch zur Brücke hin, ging minutenlang nichts mehr“, sagt Andreas Rakowski, Sprecher eines neu gegründeten Vereins, der sich gegen einen geplanten Moschee-Bau an der Hohe Straße wehrt. Wobei, stellt der Sprecher klar, man nicht gegen eine Moschee an sich vorgehe, „es könnte genauso gut ein ähnlich großer Supermarkt oder ein Betrieb sein“. So oder so werde das Viertel durch den zu erwartenden zusätzlichen Verkehr unzumutbar belastet, argumentiert der Verein.

Mitglieder „selbst überrascht“

Daher starteten die Mitglieder den beschriebenen Versuch, „wir waren selbst überrascht“, so der Sprecher, „dass die Auswirkungen derart groß waren“. Inzwischen hat der Verein einen Rechtsanwalt unter anderem damit beauftragt, die Baugenehmigung und die Verkehrsgutachten der Stadt zu prüfen: Man wolle eine sachliche Auseinandersetzung, heißt es, die Fakten klären, und keine rechtspopulistische Debatte.

Die Mitglieder sehen sich darin bestätigt, dass die Hohe Straße wie eine Art Nadelöhr für die dahinter liegende Mittel- und Jägerstraße funktioniert, denn es gibt nur diesen einen Weg aus dem Viertel. Hinzu kommt, dass im Quartier nicht nur einige Ein- und Mehrfamilienhäuser liegen, sondern ebenso das Gemeindehaus der evangelischen Andreas-Gemeinde, das Gasthaus Hesselmann sowie die Firma Tapp. Außerdem nutzen auch Pendler das Quartier, um ihr Auto am nahe gelegenen S-Bahnhof Styrum abzustellen, wenn die Park-and-Ride-Plätze besetzt sind.

Alle zusammen sorgen bereits jetzt dafür, dass der Fluss besonders bei Lkw-Verkehr hin und wieder ins Stocken kommt und die freien Parkplätze im Quartier rar sind. Mit dem Bau einer Moschee, die nicht allein als Gebetshaus, sondern laut Planung ebenso als Jugendtreff, Café und Aufenthaltsort dienen soll, wird dieser Platz weiter verknappt.

Weniger Besucher errechnet

Doch eben diese starken Auswirkungen stellen Gutachten der Stadt ganz anders da. Dort ging man bei der Genehmigung für das Bauvorhaben offenbar von 60 Mitgliedern aus, die der Integrations- und Kulturverein e.V. angab, und rechnete offensichtlich sogar den vom beauftragten Architekten mit 30 bis 40 Parkplätzen angegebenen Bedarf auf gerade einmal 18 herunter.

Der Bürgerverein hingegen geht schon aufgrund der geplanten Räumlichkeiten von rund 200 Menschen aus, die die Moschee besuchen werden, also mehr als drei Mal so viel. „Bei der Erfassung der vorhandenen Parkplätze hat die Stadt an einem einzigen Tag gezählt“, kritisiert der Sprecher, „wir haben dagegen an 14 Tagen jeweils morgens, mittags und abends gezählt.“ Der Verein kommt daher zu völlig anderen Ergebnissen: Die 168 vorhandenen Parkplätze in der nahen und weiteren Umgebung der Hohe Straße seien derzeit bereits im Durchschnitt zu 80 Prozent ausgelastet.

"Wir hätten gern eine andere Lösung gefunden"

Sein Eindruck sei daher, dass die Verwaltung bei der Genehmigung mehr als ein Auge zugedrückt habe.

Diese Argumente hat der Verein gegenüber Verwaltung und Politik auch bereits vorgebracht – bislang ohne Reaktion. „Der juristische Weg erscheint uns jetzt als einzige Möglichkeit. Man hat uns keine andere Wahl gelassen“, kritisiert der Verein das Vorgehen der Stadtverwaltung – aber ebenso der Politik. Auch sie schweige sich aus, zeige keinerlei Bemühungen, zur Klärung der Streitigkeiten alle Akteure an einen Tisch zu holen.

„Wir hätten gerne eine andere Lösung gefunden.“