Mülheim. .

Das Rad scheint bei dem wunderbaren Sommerwetter das perfekte Fortbewegungsmittel zu sein, die Extraschicht-Nacht zu erkunden. Kein „Städte-Hopping“ in diesem Jahr, auf dem Programm steht nur die Erkundung der Highlights in der Stadt am Fluss.

18 Uhr Haus Ruhrnatur: Lebhaftes Treiben am Wasserbahnhof und vor dem Kraftwerk. Erste Besucher mit weißen Häubchen und darüber leuchtend blauen oder orangefarbenen Helmen folgen dem RWW-Mitarbeiter staunend in das hell erleuchtete Wasserkraftwerk. Die Turbinen brummen laut, Elektriker Jürgen Maue erläutert über Mikrofon alles Wissenswerte über das voll funktionstüchtige technische Bauwerk von 1925. Historische Fotos, an die Wand projiziert, zeigen den Wandel der Ruhr seit 150 Jahren. Die Gäste füllen fleißig Quizzettel aus, es gibt etwas zu gewinnen. Ausnahmsweise hat der Ruhrverband sein stillgelegtes denkmalgeschütztes Rückpumpwerk zur Besichtigung freigegeben. Es sei für einen Euro zu haben, bietet die Führerin an. Ohne Maschinen in Innenraum als Atelierraum sehr schön vorstellbar, finden einige Besucher. Vor dem Haus Ruhrnatur simulieren Dampf- und Feuerinstallationen an der Verbunddampfmaschine, die ehemals für den Wasserturm in Styrum das Wasser hochgepumpt hat, die Industriegeschichte. Wer Mülheim weiter erkunden möchte, kann sich der Rad-Führung anschließen.

19 Uhr Aquarius Wassermuseum: Um diese Uhrzeit findet die erste von drei Badegeschichten-Lesungen der bekannten Schauspielerin Mechthild Großmann statt, die scheinbar kein Besucher verpassen möchte. Schock: Endlose Schlangen vor dem Eingang des ehemaligen Wasserturms, trotzdem scheinen alle gut gelaunt und entspannt. Im Park amüsante Vergnügungen für Jung und Alt – es ist Badetag! Aspiranten werden mit Bademänteln und Helmen ausgestattet, auf die ein Wasserglas geklebt wurde. Diese werden mit Wasser gefüllt und los geht’s durch den Parcours. Ein feuchtes Vergnügen, das für viel Stimmung sorgt. Badelatschenweitwurf und das Abschießen kleiner Quietscheenten vom Badewannenrand mit riesigen Wasserspritzen lässt erstaunlich viele Männer zur Höchstform auflaufen. Sabine Paschke und ihr Mann aus Essen sind schon zum vierten Mal dabei und erzählt begeistert: „Wir haben in diesem Jahr unsere Freunde aus Bremen eingeladen, um ihnen das tolle Event zu zeigen“. Das man mal Schlange stehen muss oder einen Programmpunkt wegen Überfüllung nicht erleben kann, gehört zur Extraschicht dazu. Der beeindruckende Ausblick vom Turm über das Ruhrgebiet entschädigt für die Wartezeit.

20 Uhr Theater an der Ruhr: Sphärisch-schräge Klänge im Raffelberg Park – das „absurde Klangspektakel Klangzinnober“ von Erwin Stache, Atonor und Scott Roller verzaubert und amüsiert die Besucher. Derweil haben sich die Schauspieler des Ensembles im Park in Stellung gebracht, und tragen in ihren fantasievollen Kostümen Szenen des Repertoires, wie aus „Doña Rosita“, „Kaspar“ oder „Gott“, vor. Eine alte Dame aus der Nachbarschaft, die schon vor 50 Jahren im Solbad Raffelberg gekurt hat, erzählt: „Weil es mir schon damals vor 50 Jahren so gut gefallen hat, haben wir hier gebaut und ich komme heute noch jeden Tag hierher“.

22 Uhr Müga-Park: So sollte Sommer immer sein! Der ganze Park voller friedlicher Menschen jeden Alters, die essen, trinken, sich unterhalten, dem Musikprogramm auf der großen Bühne lauschen. In Liegestühlen rund um eine große Feuerstelle genießen die Besucher die laue Nacht. Für viele der Star des Abends ist aber wohl der Gitarrist Lambert Blaß, der mit seiner tollen Stimme und netten Art auf der Drehscheibe sein Publikum mit den Ohrwürmern der letzten vierzig Jahre fesselt.