Dortmund.. Musik, Theater, Show: Die Extraschicht hat ihre Besucher an den acht Spielorten in Dortmund bezaubert, verwirrt – und gestochen.
Musik, Theater, Show: Die Extraschicht hat ihre Besucher an den acht Spielorten in Dortmund bezaubert, verwirrt – und gestochen.
Auf der Zeche Zollern gibt es den ersten Paukenschlag der Nacht der Industriekultur. „Fascinating Drums“ marschieren in die Maschinenhalle ein. Unter den großen Fenstern der Maschinenhalle trommeln sie in atemberaubendem Tempo. 150 Menschen blicken abwechselnd von den konzentrierten Gesichtern auf die flinken Trommelstöcke. Die streichen, fegen, schlagen, klopfen.
„Ein genialer Auftakt“, findet Christoph Engelhardt. Er ist mit einigen Freunden hergekommen. „Es ist ein bisschen wie Feuerwerk“, sagt Gabi Hering. Feuerwerk für die Ohren. Nach dem Kurzkonzert gehen sie auf den ehemaligen Förderturm, stoßen dort an. Von hier aus können sie fast alle anderen Veranstaltungsorte sehen, die sie noch auf ihrer Liste haben - wie die Kokerei Hansa.
Auf dem Gelände der Kokerei in Huckarde versuchen sich experimentelle Künstler. Das erste deutsche Stromorchester macht Musik mit Staubsaugern, Toastern, Mixern und erstmals mit Kinderspielzeug. „Die Leute fragen sich: Darf ich lachen oder ist das ernst gemeint?“ sagt Rochus Aust, strubbliger Kopf des Orchesters.
„Eine Melodie war nicht da“
In knallgelben Einteilern stehen die vier Männer an ihren „Musikinstrumenten“, rote Hochspannungsblitze auf der Brust. Die Musik ist zuerst verspielt, dann offenbar abschreckend. Es klingt wie massenhaft Insekten in einer Höhle. Einige Zuschauer gehen nach wenigen Minuten. „Ich will das lieber nicht beurteilen“, sagt ein Zuhörer. Ein anderer, Uwe Rehagel, erkennt: „Eine Melodie war nicht da, aber es geht ja um den Gag.“
Ähnlich irritierend wirkt die Show der Compagnie 2Far K. Vier Männer in weißen Gummistiefeln und kurzen Hosen schieben kleine Tische mit Rollen durch die Gasse der Kokerei. Auf den Köpfen haben sie riesige Afro-Perücken. Nach ein paar Minuten tragen sie die Tische, ihre Körper zucken und schieben sich durch die Luft. Einer der Männer singt in arabeskem Stil und ganz plötzlich ist es vorbei. „Man hat die Spannung in den Augen der Leute gesehen, aber auch viel Ratlosigkeit“, sagt Detlev Leistritz. Mancher kann sich das Lachen nicht verkneifen.
Mückenspray fehlte
So auch in Derne: „Die Frage ist, wo bleibt die Scheiße?“, schallt es aus einem der Lautsprecher an den Kläranlagen am Hafen. Direkt unter den Fauleiern können die Besucher hier auf eine Entdeckungsreise gehen, die vielleicht sogar noch mehr Sinne anspricht, als die anderen Veranstaltungsorte. Die Lautsprecher spielen Kanalgeräusche oder Meinungsschnipsel zum Emscherumbau ab. Es riecht nach Abwasser, massenhaft Mücken schwirren zwischen den Klärbecken umher und freuen sich über die Gäste. Die bleiben an diesem Abend nämlich in aller Ruhe vor den Faultürmen stehen, blicken auf die springenden Schatten der Multimediainstallation. Martin Schulze hat die Blutsauger entdeckt: „Eigentlich ist es ganz schön hier, aber sie hätten etwas gegen die Mücken verteilen können.“