Mülheim. .

Es sind sehr unterschiedliche Menschen, die sich am Donnerstag auf der Job- und Infomesse 50.plus, die die Stadt zum dritten Mal im Foyer der Stadthalle veranstaltet, umsehen. Doch alle sind in einem Alter, in dem das Bewerben, das Präsentieren der Fähigkeiten, oft nicht mehr so leicht fällt.

Warten ist etwa angesagt beim Stand „Bewerbungscheck“: Viele Männer und Frauen wollen wissen, ob ihr Bewerbungsschreiben den aktuellen Anforderungen entspricht. Hauptsächlich Damen lauschen den Ausführungen der Stilberaterin: Wie gehe ich zum Erstgespräch bei einer Bewerbung? Was ist ein formeller Business-Look? Was geht gar nicht auf einem Bewerbungsfoto?

Diese Praxistipps sind sinnvoll, und oft wohl auch nötig. Beate Helle von der Sozialagentur weiß, dass das letzte Vorstellungsgespräch für viele ihrer Kunden schon lange her ist. „Heute muss man sich in einem Assessment-Center einem Auswahlverfahren stellen. Da sitzt nicht mehr nur der Chef, sondern ein Gremium. Das kann einschüchtern, und darauf muss man die Leute vorbereiten.“ Deshalb bietet die Messe – in ruhigen Räumen abseits des Besucherstroms – Workshops an: Von „Fit fürs Vorstellungsgespräch“ über „Stressbewältigung“ bis zu „Gesundheitsprävention“. Denn auch das ist wichtig: Im Job gesund zu bleiben.

Treffpunkt für Firmen und ältere Arbeitnehmer

Die Messe 50.plus soll Firmen und ältere Arbeitnehmer zusammenbringen. Neben einigen Unternehmen – eins aus den Niederlanden ist erstmals dabei – die in einer Jobbörse offene Stellen anbieten, werden an Infoständen auch Fragen zu den Themen Existenzgründung, Minijob, Rente oder Ehrenamt beantwortet. Unbezahltes Ehrenamt anstatt eines Arbeitsplatzes? Für einige kann das durchaus der erste Schritt zum Wiedereinstieg ins Berufsleben sein.

„Es geht ja auch darum: Runter vom Sofa und Kontakte knüpfen“, sagt Beate Helle. Sie weiß als Leiterin des Ü50-Teams der Sozialagentur, dass es bei Arbeitgebern viele Vorbehalte gegen ältere Mitarbeiter gibt. „Wir können hier aber Schätze heben“, hält sie dagegen mit Berufserfahrung, Motivation und umfassenden Kenntnissen ihrer Kundschaft. Und erinnert sich etwa an einen Architekten, ehemals selbstständig, der 60-jährig noch einen neuen Beruf als angestellter Immobilienmakler fand.

Nicht immer klappe das sofort mit dem ersten Arbeitsmarkt, vor allem, wenn jemand lange nicht berufstätig oder im Ausland war. „Aber es braucht auch Zeit, wenn jemand etwa zehn Jahre lang nicht wertgeschätzt wurde“, sagt Helle.

Drohender Fachkräftemangel

Aktuell gibt es in Mülheim 2278 Männer und Frauen, die zwischen 50 und 65 Jahre alt und erwerbslos sind. Im Mai waren es noch 37 Menschen mehr in dieser Altersgruppe. „Ein Potenzial, dass wir nicht brach liegen lassen können“, betont Sozialdezernent Ulrich Ernst, auch angesichts des drohenden Fachkräftemangels. Ein Drittel aller Erwerbsfähigen, erinnert Ernst, zwischen 15 und 65 Jahren in Mülheim gehöre zur Gruppe der 50- bis 65-Jährigen; der Anteil der Arbeitslosen über 50 Jahre im SGB II-Bezug (Hartz IV) betrage 33%.

Seit 2009 kümmert sich das 50plus-Team der Mülheimer Sozialagentur um ältere Kunden, im „Best Ager Job-Club“ an der Kaiserstraße werden Arbeitsuchende über 50 unter der Projektleitung von Grusche Schönfelder intensiv beraten und vermittelt. Über 660 Kunden wurden schriftlich zur Messe geladen, die offen ist für Leute über 50, die zwar in Arbeit stehen, aber sich gern noch einmal verändern möchten.