Mülheim. Ein Gespräch mit dem ehemaligen Fußballtrainer Karl-Heinz Feldkamp
Er war dreifacher DFB-Pokalsieger, deutscher Meister, ägyptischer und türkischer Meister ebenso – die Rede ist vom Fußballtrainer Karl-Heinz Feldkamp. Wir erreichten den 78-Jährigen, der seit 2007 auch einen Wohnsitz in Mülheim hat, im sonnig-warmen Spanien. Über was wir mit ihm sprachen? Manche sagen, es sei die schönste Nebensache der Welt.
Herr Feldkamp, um nicht lange um den heißen Brei herum zu reden: Wird die deutsche Elf Europameister?
Karl-Heinz Feldkamp: Deutschland ist für mich nicht der Favorit. Es gibt auch andere Mannschaften zu beachten. Italien etwa hat gegen Spanien ein Superspiel hingelegt. Die Engländer sind ebenfalls nur schwer zu knacken und die Russen wurden vor der Europameisterschaft unterbewertet.
Und die spanische Mannschaft?
Feldkamp: Auf die würde ich mich auch nicht festlegen wollen. Jeder sagt, die haben das Zeug dazu. Das ist eine unheimlich schwere Bürde, die die Elf da zu tragen hat.
Und Löws Truppe?
Feldkamp: Wenn sie die Niederländer auf Distanz halten und nicht verlieren, haben sie gute Chancen. Dieses Vorrundenspiel wird der Prüfstein für die Deutschen sein.
Die Niederländer haben wir doch im vergangenen Jahr mit 3:0 geschlagen. Und in der Qualifikation hat die Elf zehn Siege in Folge eingefahren.
Für die Niederländer geht es jetzt um alles, für die ist das ein Endspiel. In der Begegnung müssen wir Farbe bekennen. Wenn wir nicht verlieren, haben wir einen Schritt nach vorne getan. Was Ihre Bemerkung zu den Qualifikationsspielen betrifft: Von den zehn Siegen waren vier nur mit Hängen und Würgen. Wir haben Schwächen, besonders im Mittelfeld. Das haben wir ja beim ersten EM-Spiel auch gesehen. Was die Abwehr angeht, freue ich mich, dass sich Löw auf Hummels festgelegt hat. An Stelle der Bayern würde ich den für 40 Millionen einkaufen, um damit die Dortmunder zu schwächen.
Um bei den Bayern zu bleiben. Wirken sich die Niederlagen in der Meisterschaft, im Pokal und in der Champions League auf die Spieler aus?
Feldkamp: Ja klar. Für Bayern war die zurückliegende Saison eine einzige Katastrophe, es war ein absolut desolates Jahr. Im eigenen Stadion die Champions League verloren, im Pokal glatt unterlegen, in der Meisterschaft acht Punkte hinter Dortmund. Die Bayern haben versagt. Und das ist in den Köpfen der Spieler. Sie wissen ganz genau, dass sie jetzt nicht wieder versagen dürfen. Und daher gehen sie weniger auf Risiko. Der Druck auf die Spieler ist einfach enorm.
Sie sind seit ein paar Jahren aus dem aktiven Geschäft, beschäftigen sich aber weiterhin viel mit Fußball. Würden Sie doch noch mal gerne auf der Trainerbank sitzen?
Feldkamp: Nein. Das letzte Jahr meiner aktiven Zeit in der Türkei hat sehr viel Spaß gemacht. Man sieht aber auch, dass der Verschleiß einfach da ist. Wie schwer hat sich Otto Rehhagel bei Hertha getan. Man ist körperlich nicht mehr so flexibel und auch nicht mehr so schnell, die richtigen Entscheidungen zu fällen. Im Laufe der Zeit wird man auch dünnhäutiger. Ich schaue mir gerne Fußball als Zuschauer an.
Um noch mal auf den Anfang unseres Gesprächs zurückzukommen: Was ist, wenn Deutschland nicht nur nicht Europameister wird, sondern bereits in der Vorrunde ausscheidet?
Feldkamp: Ich habe schon nicht wirklich verstanden, warum man sich über den zweiten und dritten Platz bei einer EM oder einer WM so freuen konnte. Der Deutsche Fußballbund ist ein Superverband mit viel Geld, wir haben sehr gute und hervorragend bezahlte Trainer, die Trainingsbedingungen sind die besten der Welt. Wer jetzt versagt, hat dafür keine Entschuldigung.
Bei einem vorzeitigen Ausscheiden müsste Löw was tun?
Feldkamp: Zurücktreten, was denn sonst?