Mülheim..

Es wird geschnibbelt und gerührt, geplaudert und gelacht. Fünfzehn Männer und Frauen stehen um die Kochinseln der Lehrküche und bereiten ihr Mittagessen gemeinsam vor. Die Chefin der Küche, Ulrike Damberger, Fachbereichsleiterin für Hauswirtschaft und Ernährung an der Evangelischen Familienbildungsstätte, hält alle Fäden in der Hand. Die Gastgeber haben mit ihren vier afrikanischen Gästen, die für drei Wochen zu Besuch im Kirchenkreis sind, ein deutsches Essen zubereitet: Griesnockensuppe, Hähnchen mit Gemüse, Gemüseauflauf mit Spargel und zum Nachtisch einen Rhabarberkuchen.

Thema des Tages ist das gemeinsame Kochen von Mann und Frau, Nahrungsmittelknappheit und nachhaltiges Wirtschaften. In Tansania ist traditionell die Küche der Frau vorbehalten. Distrikt-Pastor Anta Muro aus Daressalam ist wohl schon eine Ausnahme, denn er kann kochen und tut es gerne an seinem freien Montag oder wenn seine Frau nicht zu Hause ist – am liebsten frittierte Kartoffeln und Hühnchen mit Gemüse. Seine Ehefrau Flora, Vorsitzende der Pfarrfrauenvereinigung, findet seine Unterstützung gut und bringt ihren 14-jährigen Zwillingssöhnen selbstverständlich auch das Kochen bei.

Deutsche leben von Fertiggerichten

Traditionelle Mahlzeiten werden in Ostafrika häufig mit Reis, Hirse, Yams, Kochbananen oder Süßkartoffeln zubereitet, die frischen Zutaten werden auf dem Markt oder am Gemüsestand an der Straßenecke eingekauft. Supermärkte mit importierten Lebensmitteln sind viel zu teuer und werden nur von den ganz Reichen und Ausländern frequentiert. „In Deutschland leben viele Menschen von Fertiggerichten und kochen nicht“, wundert sich Flora Muro, denn das kennt sie aus ihrer Heimat nicht und betont, dass Kochen einen ganz wesentlichen Teil des afrikanischen Lebens ausmacht.

Nach ihr bislang unbekannten deutschen Lebensmitteln befragt, gibt sie lächelnd zu, dass sie Spargel nicht so gerne mag. Beatrice Lema, ehemalige Biologielehrerin und ehrenamtlich in ihrem Distrikt für die Frauenarbeit zuständig, findet den sauren Rhabarber besonders lecker.

Gegenbesuch für 2014 geplant

Ihr ist positiv aufgefallen, wie modern die Haushalte in Deutschland ausgestattet sind. Obwohl Mittelschichtsfamilien in Tansania über fließend Wasser und Strom verfügen, gibt es in der Küche doch nur einen ein- bis zweiflammigen Gas- oder Elektroherd. Ärmere Familien besitzen oft keinen Stromanschluss und müssen Wasser häufig über große Entfernungen ins Haus holen.

Dann wird es Zeit, die frisch gekochte Mahlzeit zu verzehren – Pastor Anta Muro spricht das Tischgebet auf Swahili. Eine afrikanische Koch-Revanche wird es sicherlich bei dem für 2014 geplanten Besuch in Tansania geben.

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