Mülheim..
Brutzeln, Kochen, Essen am offenen Feuer hat einen besonderen Reiz. Kinder finden es abenteuerlich, Erwachsene gemütlich, nebenbei sind alle stundenlang gemeinsam an der Luft. Und die Auswahl an Gerichten ist reichhaltiger als man denkt. Es muss längst nicht immer Grillwurst sein.
Bei Familie Freyer gibt es beispielsweise: Pizza Calzone. In der Freiluft-Variante ganz ohne Backofen gegart. Im Hanggarten ihres Hauses, der sich hinab ins Winkhauser Tal erstreckt, blühen knorrige Bäume, weiden zwei Kamerun-Schafe und vor allem brennt das Lagerfeuer schon. Ein fester Ring aus grauen Pflastersteinen fasst die leicht lodernden, glühenden Holzscheite ein. Am Rand, wo es sich warm, aber nicht heiß anfühlt, steht eine Schüssel mit einer großen Kugel aus Hefeteig. Ein Tuch bedeckt den Klumpen, damit er auf das doppelte Volumen aufgehen kann.
Über dem Feuer baumelt an langen Ketten, von einer Astgabel gehalten, ein runder Rost. Ein Schwenkgrill, auf dem gleich die Pizza in die Hitze kommt. Es muss aber nicht notwendigerweise eine solche Feuerstelle sein, erklärt Katrina Freyer, die gemeinsam mit ihrem Mann Martin Erlebnis-Campingtouren organisiert, wo auch gerne selbst gefangener Fisch zubereitet wird. „Genauso kann man ein Dreibein benutzen, einen Feuerkorb mit Grillrost oder auch einen Gaskocher mit Aufsatz.“ Auch auf einem normalen Gartengrill können die Teigtaschen gelingen. Hauptsache, man legt sie auf reife Glut mit wenigen Flammen und benutzt einen Rost, dessen Stäbe dicht nebeneinander liegen.
Aber so weit sind wir noch nicht, erst muss aus dem Hefeteig, der jetzt fertig zur Verarbeitung ist, Pizza werden. Die Kinder kommen herbei gelaufen, helfen gerne mit. Sie zupfen Brocken aus der lockeren Masse, drücken sie auf großen Campingtellern halbwegs kreisförmig platt, streichen passierte Tomaten auf und greifen für den Belag ins bereitstehende Zutaten-Buffet: Paprikaschnitzel, Salami-, Schinken- und Mozzarellascheiben, Maiskörner und geriebener Käse werden aufgelegt.
Möglichst nur auf eine Hälfte, damit nicht die Füllung herausquillt, sobald man die Calzone zusammenklappt. Wichtig ist auch, einen Rand aus purem Teig zu lassen, damit sich die Tasche durch Zusammendrücken verschließen lässt. Andernfalls passiert, was die Kinder beobachten und aufgeregt kommentieren: „Guck mal, aus meiner Pizza laufen Käsefäden ins Feuer. . . .“
Nach etwa 15 Minuten Backzeit, je nachdem, wie gebräunt man sie mag, sind die Calzones fertig. Kleine Exemplare können gut als Fingerfood verzehrt werden, während man -- wie in diesem glücklichen Fall -- auf Rentierfellen rund um die Feuerstelle sitzt, die wenig später auch noch den Nachtisch aufnimmt: Biobananen, längs aufgeschlitzt, mit Schokostückchen gefüllt und für 10 bis 15 Minuten in die Glut gelegt. Nachdem sie die ausgelöffelt haben, sind die Kinder satt und laufen zur selbstgebauten Baumschaukel, während die Erwachsenen über Ess-Erlebnisse im Freien philosophieren: „Auf Reisen ist immer einer der Feuermann“, meint Katrina Freyer, „der gerne Holz hackt.“ Andere haben Rezepte im Kopf oder bringen die Muße mit, stundenlang an der Kochstelle zu verweilen.
Wie ein Freund von ihnen, passionierter Outdoor-Koch, der sich beispielsweise auf ein klassisches Gulasch versteht, das drei Stunden lang im Gusstopf garen und immer wieder umgerührt werden muss, „damit es richtig schön einköchelt“, schwärmt Katrina Freyer. „Das ist Tiefenentspannung pur.“ Ihr Gatte hat, wenn er unter freiem Himmel speist, bevorzugt in Schweden, ein anderes Lieblingsgericht: „Rentierfleisch, auf dem Feuer gegart. Das ist so intensiv im Geschmack, dass man es nicht würzen muss.“ Praktisch, wenn man nur mit Campinggepäck unterwegs ist.