Mülheim..

Ein Jahr nach ihren vorübergehenden Zahlungsschwierigkeiten sieht Geschäftsführer Lothar Fink die Mülheimer Arbeiterwohlfahrt in allen defizitären Bereichen verbessert. Entwarnung aber könne es für eine gemeinnützige Organisation wie die Awo bei derzeitiger Situation der Refinanzierung nie geben. Die Awo hoffe jedoch, für das Jahr 2011 immerhin eine Zahl knapp über der schwarzen Null bilanzieren zu können.

Im Januar 2011 hatte die Awo ihren rund 160 Mitarbeitern ihre Gehälter erst mit einigen Tagen Verzug überweisen können. Grund dafür war, dass man das Jahr 2010 mit einer Ergebnisverschlechterung von 360.000 Euro hatten abschließen müssen. Das Minus ließ nicht genug flüssige Mittel, um pünktlich Gehälter zu zahlen. Es gibt länger schon einen Sanierungsplan, von der Sparkasse eingefordert.

Ergebnisse nun besser

Seit Januar 2011, so sagt Geschäftsführer Fink jetzt, habe die Awo immer pünktlich gezahlt. Gleichwohl sei es „unrealistisch“, das im Sanierungsgutachten vorgesehene Ergebnisziel von 200.000 Euro für 2011 zu erreichen.

Aber, und das wertet Fink als Erfolg: Bei allen Sorgenkindern, die im Jahr zuvor unvorhergesehen oder in unerwartetem Umfang Miese gemacht haben, sollen die Ergebnisse nun besser sein. So in der Seniorenbegegnungsstätte an der Bahnstraße, wo mit mehr Veranstaltungen mehr Erlöse erzielt wurden.

Während die Begegnungsstätte aber weiter Zuschussbetrieb bleibt, hat die Awo laut Fink einige Bereiche drehen können: Das betreute Wohnen der Drogenhilfe und die junge ergotherapeutische Praxis an der Hauskampstraße in Styrum fahren keine Defizite mehr ein. Die Zahlen im Seppl-Kuschka-Haus sind besser, aber immer noch rot. Die Auslastung im Seniorenwohnheim ist verbessert (90 %), doch die Awo kommt nicht mit den seit 14 Jahren geltenden Pflegesätzen hin. Jetzt will Awo-Geschäftsführer Fink separat mit dem Landschaftsverband über bessere Konditionen verhandeln.

Fällige Gehälter auf dem Konto

„Die Liquiditätssituation ist besser, aber sie ist nicht gut. Wie sollten die Probleme auch verschwunden sein, es ist ja kein Wunder passiert“, sagt Fink. Gut wäre, man hätte schon jetzt die fälligen Gehälter für Januar und Februar auf dem Konto. „Da sind wir aber weit von entfernt.“ Drogen-, Schuldner-, Schwangerschaftskonfliktberatung – alles Dienstleistungen für die Stadtgesellschaft, die die Awo leistet, die aber nicht mit Zuschüssen entsprechend dem Aufwand bedacht sind. Immerhin hat der Stadtrat jüngst eine Aufstockung der Fördermittel um 12,5 % beschlossen.

Mit 25.000 Euro mehr könne etwa die Schuldnerberatung künftig verlustfrei laufen. Zum ersten Mal seit Jahren gehe die Stadt „diesen richtigen Weg“. Zuvor hätten Zuschussgeber, ob Land oder Stadt, stets ignoriert, dass gemeinnütziges Wirken auch von Kostensteigerungen, etwa für Energie und Personal, betroffen sei. „Es ist positiv, dass die Politik erkannt hat, dass man mit den Verbänden auf Dauer nicht so umgehen kann und ihnen mit der Erhöhung der Zuschüsse das Überleben sichert.“

Weitere Zuschüsse vonnöten

Klar sei: Gebe es in 2012 nicht mehr Zuschüsse, und da muss im Nothaushalt die Bezirksregierung als Aufsichtsbehörde ja noch zustimmen, sei die Existenz von Einrichtungen gefährdet. Diesbezügliche Signale von anderen in der Stadt tätigen Organisationen gebe es bereits. „Das“, so Fink, „kann nicht im Sinne des Gemeinwesens sein. Sonst steht die Stadt schnell alleine da“ – oder müsse auf private Anbieter setzen, die nicht zwingend Verantwortung für das Gemeinwesen übernähmen.

2010 hat die Awo-Seniorenbegegnungsstätte 30.000 Euro Miese eingefahren. „Selbst wenn es jetzt besser ist und wir vielleicht nur 10.000 Euro Defizit haben, stellt sich die Frage: Kann man dies einem Sozialverband zumuten?, fragt Awo-Chef Lothar Fink. Er hält die Seniorenarbeit in Mülheim, der NRW-Stadt mit dem höchsten Durchschnittsalter, für unterentwickelt.

Finks sozialpolitischer Appell aus 2011 hat bisher keine Früchte getragen. Man müsse Senioren mehr bieten als nur Kaffeeklatsch, so Fink. Gedächtnistraining und Veranstaltungen, auch Beratung sei zu organisieren, um qualitätsvolle sozialraumorientierte Seniorenarbeit zu leisten.