Mülheim. Stefan Bluemer, der Pressesprecher von Greenpeace für Mülheim und Oberhausen, war am Samstag im Wendland aktiv bei den Protesten gegen den Castor-Transport. Die Redaktion sprach mit ihm.

Sind Sie noch im Wendland?

Stefan Bluemer: Nein, ich war nur Samstag vor Ort. Andere von uns sind das ganze Wochenende geblieben und haben protestiert.

Gewalt beim Protest gegen die Atom-Transporte bestimmt diesmal die Schlagzeilen. Fühlt sich da Greenpeace noch wohl dabei?

Bluemer: Also Greenpeace und Gewalt in einem Satz – das verbietet sich. Es ist eines unserer obersten Gebote, gewaltfrei zu agieren. Wir halten uns zwar auch an Gleisen fest, blockieren, erheben aber nie die Hand gegen andere.

Aber Sie sind mittendrin in der Auseinandersetzung.

Bluemer: Wir sind natürlich Teil der ganzen Aktion. Aber wir suchen stets auch eine räumliche Trennung von denen, die gewaltsam vorgehen. Das ist eine Minderheit, der es auch nicht um einen politischen Protest oder um die Gefahr der Atomkraft geht.

Wer macht das Gros der Protestler aus?

Bluemer: Familien, ältere Menschen, Anwohner, Umweltschützer.

Würden Sie von Wutbürgern sprechen?

Bluemer: Das hat mit Wutbürgern nichts zu tun. Die Menschen, die dort protestieren, werden von einer wahnsinnigen Angst vor der Atommaterie angetrieben. Die sorgen sich um ihre Gesundheit, um ihre Kinder.

Aber was ist diesmal bei den Protesten anders als früher?

Bluemer: Früher hatte es manchmal so einen Volksfest-Charakter. Heute gibt es Enttäuschungen, auch eine gewisse Wut darüber, dass trotz aller bekannten Risiken, trotz erhöhter Strahlenwerte im Umfeld das Zwischenlager in Gorleben sogar noch zum Endlager ausgebaut wird.

Nach etwa 30 Groß-Demonstrationen gegen die Castor-Züge und damit gegen Gorleben – macht es eigentlich noch Sinn, sich zu wehren?

Bluemer: Es ist zwingend nötig, das Thema in der Öffentlichkeit zu halten. Die Gefahr wird nicht geringer, im Gegenteil. Und es geht alle an. Ich bin auch überzeugt, dass wir irgendwann erfolgreich sein werden.

Was hat die Ortsgruppe Greenpeace in nächster Zeit noch vor?

Bluemer: Wir greifen die Abholzung der Wälder auf. Das passiert nicht nur im Urwald, sondern mitten in Europa. Wir wollen einen Papier-Ratgeber herausgeben. Wenn jeder Recycling-Papier verwenden würde, wäre schon viel im Sinne der Wälder gewonnen.

Wie groß ist Greenpeace Mülheim?

Bluemer: 50 Mitglieder, wir wachsen.