Nur zwei Delegierte votieren gegen sie: Mit 116 von 118 Stimmen wurde die SPD-Landeschefin Hannelore Kraft gestern Abend in der Stadthalle als Kandidatin für den Landtagswahlkreis Mülheim nominiert.
Mit stehenden Ovationen feierten die Delegierten die Landesvorsitzende allerdings schon zuvor.
In einer teils kämpferischen, teils auch sehr emotionalen Rede betonte Hannelore Kraft die Bedeutung der sozialen Gerechtigkeit für das Land. „Was wir jetzt erleben werden, ist eine gigantische Umverteilung von unten nach oben.” Dumpinglöhne, Zunahme von Leiharbeit und eine wachsende Unsicherheit prognostiziert die Landesvorsitzende nach dem Machtwechsel in Berlin.
Mit Sorge blickt sie gerade auch auf die jüngere Generation, berichtet von hervorragend ausgebildeten Hochschulabsolventen mit Spitzennoten, die sich von einem Zeitvertrag zum anderen schleppten. In einer solcher Unsicherheit, so Hannelore Kraft, entstünden auch keine Familien. Sie wettert gegen Studiengebühren, fordert beitragsfreie Bildung von der Kita bis zum Master und kritisiert, dass immer mehr der Markt und nicht der Mensch in den Mittelpunkt gerückt werde.
Zuvor hatte der Unterbezirksvorsitzende Frank Esser die schlechten Wahlergebnisse der SPD beklagt: „Wir werde uns erneuern, besser aufstellen müssen, um das Vertrauen zurückzugewinnen.” Zum Rückblick gehört für den Bundestagsabgeordneten Anton Schaaf auch die Diskussion über die Rente mit 67, auch das Brechen des Wahlversprechens zur Mehrwertsteuer und ebenfalls die Diskussion darüber, dass die SPD fünf Vorsitzende in kurzer Zeit verschlissen habe.